Die Immuntherapie ist eine Behandlungsmethode, bei der das Immunsystem verstärkt oder gedämpft wird, um Krankheiten und Störungen zu behandeln. Die meisten Menschen assoziieren mit dem Begriff die Krebsimmuntherapie.
Allerdings zählen z. B. auch die Hyposensibilisierung sowie die Immunsuppression bei einer Organtransplantation zu den Immuntherapien. Behandlungen durch die Beeinflussung des Immunsystems sind vielversprechend, unter anderem da sie oft eine zielgerichtete Behandlung ermöglichen und nicht wie etwa die Chemo- und Strahlentherapie auch gesunde Zellen angreifen. Dennoch kann auch die Immuntherapie zu ernsten Nebenwirkungen und Gefahren führen.
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Was ist eine Immuntherapie?
Inhaltsverzeichnis
Als Immuntherapie werden allgemein Behandlungen bezeichnet, welche das Immunsystem beeinflussen. Mit dem Begriff ist häufig die Krebsimmuntherapie gemeint, es gibt jedoch auch noch weitere Arten der Immuntherapie.
Immuntherapien kommen immer dann zum Einsatz, wenn das Immunsystem fehlerhaft oder unerwünscht reagiert. Bei Krebs etwa erkennt das Immunsystem die Tumorzellen nicht als feindlich an und bekämpft sie somit nicht. Die Immuntherapie bei Krebs zielt also darauf ab, das Immunsystem so zu stimulieren, dass es die bösartigen Tumore erkennt und angreift.
Bei Allergien hingegen reagiert das Immunsystem über und stuft eigentlich harmlose Substanzen als feindlich ein. Hierbei helfen supprimierende Verfahren aus der Immuntherapie, welche das Immunsystem also unterdrücken. Gleiches gilt z. B. auch bei Organtransplantationen oder Autoimmunerkrankungen.
Weiterhin zählt z. B. auch die Gabe von monoklonalen Antikörpern wie etwa bei Morbus Crohn oder PTCA zu den Immuntherapien. Auch die Hyposensibilisierung bei Allergien ist ein Verfahren aus der Immuntherapie.
Arten der Immuntherapie
Immuntherapien können darauf abzielen, das Immunsystem zu unterdrücken, es zu stimulieren oder es zu ersetzen:
- Stimulierende (reizende) Immuntherapie
Zu den stimulierenden Immuntherapien zählen z. B. aktive Impfungen und die Krebsimmuntherapie. - Substituierende (ersetzende) Immuntherapie
Hierzu zählen z. B. passive Impfungen sowie die Verabreichung von sogenannten monoklonalen Antikörpern wie bspw. bei Morbus Crohn. - Supprimierende (unterdrückennde) Immuntherapie
Die supprimierende Immuntherapie wird z. B. bei Organtransplantationen, Allergien oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt.
Die Krebsimmuntherapie
Was ist die Immuntherapie bei Krebs?
Die Krebsimmuntherapie, auch Immunonkologie, ist eine Behandlungsmethode gegen Krebs. Das besondere an der Behandlung ist, dass sie nicht wie etwa die Chemo- oder Strahlentherapie den Krebs direkt angreift. Stattdessen soll das Immunsystem dazu angeregt werden, dies zu tun.
Ziele der Immuntherapie bei Krebs sind:
- Dem Immunsystem bestimmte Informationen liefern, sodass es in der Lage ist, die Krebszellen zu erkennen und anzugreifen.
- Die Stärkung des Immunsystems, um es im Kampf gegen den Krebs zu unterstützen.
- Dem Körper alle benötigten Stoffe zu liefern, um ihn zu stärken und somit auch die Immunantwort zu fördern.
Es gibt viele verschiedene Formen der Immuntherapie bei Krebs. Zu ihnen zählen:
- Passive Krebsimmuntherapie
- Monoklonale Antikörper Immuntherapie (bispezifische Antikörper, Antikörperkonjugate)
- Aktive Krebsimmuntherapie
- Adoptiver Zelltransfer
- Bacillus Calmettte-Guérin
- Schlitzschnecken-Hämocyanin
Die Krebsimmuntherapie lässt sich auch mit weiteren Behandlungen kombinieren, so etwa mit einer Chemotherapie, Strahlentherapie oder mit der chirurgischen Entfernung der Tumore.
Einige Behandlungen aus der Krebsimmuntherapie verwendet genetisch verändertes Material und können somit ebenfalls zur Gentherapie gezählt werden.
Warum ist die Immuntherapie bei Krebs sinnvoll?
Herkömmliche Methoden zur Bekämpfung von Krebs wie etwa die Strahlen- und Chemotherapie sind äußerst belastend für den gesamten Organismus. Da das Immunsystem sehr präzise arbeitet, ist es mithilfe der Krebsimmuntherapie hingegen möglich, gezielt nur die Krebszellen zu bekämpfen, während die gesunden Zellen verschont bleiben.
Darüber hinaus gibt es das sogenannte immunologische Gedächtnis; flammt der Krebs also erneut auf, kann das Immunsystem es direkt erkennen und bekämpfen. Somit ist also mit der Immuntherapie eine dauerhafte Behandlung des Krebses möglich.
Meistens wird die Krebsimmuntherapie bei Patienten angewendet, bei denen andere Behandlungsmethoden nicht wirken. Die Immuntherapie kann dabei auch in Kombination mit anderen Krebsbehandlungen eingesetzt werden.
Immuntherapie – Krebsarten
Welche Krebsarten können mit der Immuntherapie behandelt werden?
Mit der Immuntherapie ist es theoretisch möglich, alle Arten von Krebs zu behandeln. Zur Zeit befindet sich die Immuntherapie allerdings noch im Entwicklungsstadium und kann vor allem bei folgenden Krebsarten Erfolge erzielen:
- Lungenkrebs (nicht-kleinzelliger)
- Hautkrebs
- Nierenzellkrebs
Insgesamt finden Immuntherapie derzeit bei folgenden Krebsarten Anwendung:
- Brustkrebs
- Darmkrebs
- Harnblasenkrebs
- Hirntumore
- Knochenkrebs
- Leukämie
- Lungenkrebs (Nicht-kleinzellig; auch bei Metastasen)
- Nierenkrebs
- Prostatakrebs
- Schwarzer Hautkrebs (auch bei Metastasen)
Risiken & Nebenwirkungen
Welche Risiken und Nebenwirkungen hat die Immuntherapie?
Die Immuntherapie kann mit verschiedenen Risiken einhergehen und zu Nebenwirkungen führen. Die möglichen Gefahren bei der Immuntherapie unterscheiden sich dabei jedoch von den Nebenwirkungen der herkömmlichen Krebsbehandlung wie z. B. Haarausfall durch die Chemotherapie.
Die Gefahren sind dabei von der Art der Immuntherapie abhängig und beruhen in der Regel auf der verstärken Immunantwort des Körpers. Bei der Krebsimmuntherapie ist es wichtig, das perfekte Gleichgewicht zu finden.
Ist die Wirkung der Therapie zu schwach, wird das Immunsystem nicht ausreichend dazu angeregt, die Tumorzellen zu bekämpfen. Bei einer zu starken Wirkung reagiert das Immunsystem hingegen über und kann auf diese Weise auch gesunde Zellen angreifen. Als Folge kann es außerdem zu Autoimmunreaktionen kommen.
Bei Impfungen gegen Krebs kann es hingegen zu Nebenwirkungen wie Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Gliederschmerzen kommen.
Arten der Immuntherapie
Methoden & Verfahren – Welche Arten der Krebsimmuntherapie gibt es?
Es gibt derzeit 5 verschiedene Arten der Immuntherapie gegen Krebs:
- Monoklonale Antikörper (Antikörpertherapie)
- Checkpoint-Inhibitoren (Zellbasierte Immuntherapien)
- Impfstoffe gegen Krebs
- Immunmodulatoren
- Onkolytische Viren
1. Antikörpertherapie
Immuntherapie gegen Krebs mit monoklonalen Antikörpern
Als monoklonale Antikörper werden spezielle, im Labor hergestellte Antikörper bezeichnet, welche Krebszellen markieren, sodass das Immunsystem diese erkennen und bekämpfen kann.
Mit Hilfe der Antikörpertherapie sollen der Stoffwechsel und das Wachstum des Tumors gestoppt werden. Betroffene erhalten die Antikörper dafür mittels Infusion in eine Vene gespritzt.
Das Verfahren wird z. B. bei bestimmten Formen von Brustkrebs (sogenannter HER2-positiver Brustkrebs) eingesetzt. Darüber hinaus findet die Antikörpertherapie auch bei Eierstockkrebs Anwendung, wenn Betroffene bestimmte Kriterien erfüllen.
Wie oft und wie lange Patienten eine Infusion erhalten müssen, ist dabei von der Krebsart und dem Schweregrad abhängig. Normalerweise müssen Betroffene jedoch 1 bis 4 Mal in der Woche ins Krankenhaus.
Das Verfahren kann auch zu diagnostischen Zwecken eingesetzt werden. Durch den Einsatz der Antikörper ist es nämlich möglich, vorhandene Tumorzellen und Metastasen als bildgebendes Verfahren sichtbar zu machen.
2. Checkpoint-Inhibitoren
Checkpoint-Inhibitoren (Zellbasierte Immuntherapien)
Sogenannte Checkpoint-Inhibitoren (auch Immuncheckpoint-Inhibitor oder Immun-Checkpoint-Inhibitor) sind Moleküle, welche als Arzneimittel eingesetzt werden und die sogenannten Immun-Checkpoints hemmen.
Bei Immuncheckpoints (IC) handelt es sich wiederum um Kontrollpunkte vom Immunsystem, genauer gesagt um Rezeptoren, welche die Immunreaktion beeinflussen. Die IC sollen eigentlich verhindern, dass Körpereigene Zellen angegriffen werden.
Einige Tumore können diese Kontrollpunkte jedoch austricksen und bleiben somit unerkannt. Mithilfe der Checkpoint-Inhibitoren können die Kontrollpunkte allerdings gehemmt werden, um so das Immunsystem dazu anzuregen, die Tumorzellen anzugreifen.
3. Krebsimpfungen
Impfungen und Impfstoffe gegen Krebs
Ein Krebsimpfstoff, auch Tumorvakzine genannt, ist ein Impfstoff zur Behandlung von Krebserkrankungen. Es gibt dabei zwei verschiedene Arten der Krebsimpfstoffe, die prophylaktischen (vorbeugenden) und die therapeutischen Impfstoffe. Die Behandlung kann also sowohl vorbeugend als auch bei bestehenden Krebserkrankungen eingesetzt werden.
So ist es bspw. möglich, sich gegen humane Pappillomviren (hpv) impfen zu lassen, welche eine wichtige Ursache für die Entstehung von Gebärmutterkrebs darstellen. Dies trifft auch auf andere Viren zu, welche z. B. eine mögliche Ursache für Leberkrebs oder Tumore im Kopf–Hals-Bereich darstellen.
Diese Impfungen kommen nur vorbeugend zum Einsatz. Es gibt aber auch Impfungen, welche bei bereits bestehenden Tumoren eingesetzt werden. Diese funktionieren nach dem selben Prinzip wie herkömmliche Impfungen, auch wenn sie anders eingesetzt werden.
4. Immunmodulatoren
Als Immunmodulation werden die Veränderungen des Immunsystems durch medizinische Wirkstoffe bezeichnet. Mithilfe dieses Verfahrens kann das Immunsystem sowohl gedämpft werden (Immunsuppression z. B. nach einer Organtransplantation) als auch stimuliert (Immunstimulation) werden.
Bei der Immunstimulation soll also die natürliche Immunreaktion verstärkt werden, um so bspw. Infektionskrankheiten oder Krebs zu behandeln. Das Verfahren findet insgesamt in folgenden Fällen Anwendung:
- Allergien
- Autoimmunerkrankungen
- Impfstoffe
- Krebsimmuntherapie
- Transplantationen
5. Onkolytische Viren
Als onkologische Viren werden bestimmte Viren bezeichnet, welche Tumorzellen entweder direkt oder indirekt abtöten können. Die Viren kommen sowohl natürlich vor (z. B. das Senecavirus) oder auch genetisch hergestellt werden.
Onkologische Viren können die Krebszellen mithilfe verschiedener Wirkmechanismen vernichten. So etwa indem sie sie infizieren und ihre Entwicklungsphasen stören. Darüber hinaus können sie z. B. auch Giftstoffe oder Störfaktoren in die Tumorzellen einfügen oder eine Immunantwort erzeugen.
Die Onkologische Viren werden eingesetzt, um Tumorzellen gezielt anzugreifen bzw. eine Immunreaktion gegen die Zellen zu fördern. Derzeitig wird davon ausgegangen, dass das Verfahren zu keinen schweren Nebenwirkungen führt und auch Metastasen verhindert werden können.
Darüber hinaus findet diese Behandlungsmethode auch bei Tumoren Anwendung, welche sich nicht anderweitig bekämpfen lassen, also z. B. nicht operativ zu entfernen sind oder eine Resistenz gegen Strahlen- und Chemotherapien entwickelt haben. Die Behandlung von Krebs mit onkologischen Viren kann außerdem auch mit anderen Krebsbehandlungen kombiniert werden.
Immuntherapie bei Allergien
Hyposensibilisierung (Allergie-Impfung) – Immuntherapie gegen Allergien
Die meisten Allergiker haben wohl schon einmal von der sogenannten Hyposensibilisierung gehört. Dennoch wissen wohl die wenigsten, dass die Behandlung zu den Immuntherapien gehörrt.
Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem das Immunsystem der Betroffenen behutsam an die Allergene gewöhnt werden soll, um so die Überreaktion (also die allergische Reaktion) zu verringern.
FAQ – Häufige Fragen & Antworten
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Immuntherapie.
Preis & Kosten?
Wie viel kostet eine Immuntherapie?
Die Immuntherapie ist derzeitig noch sehr teuer. Eine Behandlung kostet durchschnittlich etwa 150.000 €.
Die Kosten der Immuntherapie können allerdings in einigen Fällen von den Krankenkassen übernommen werden. Dies ist der Fall, wenn der Tumor sich nicht anderweitig behandeln lässt und Betroffene die Behandlung in einem anerkannten Zentrum für Immuntherapie vornehmen lassen.
Da die Immuntherapie sich noch im Entwicklungsstadium befindet, nehmen Patienten, bei denen eine Immuntherapie vorgenommen wird, gleichzeitig auch an klinischen Studien teil. Bei seriösen Anbietern wird stets eine Versicherung für die Probanden angeboten, um diese vor finanziellen Risiken schützt.
Immuntherapie – Ablauf?
Wie läuft eine Immuntherapie ab?
Der Ablauf einer Immuntherapie variiert je nach eingesetztem Verfahren. Bei folgenden Methoden ist eine Infusion (z. B. intravenös oder subkutan) üblich:
- Monoklonale Antikörper
- Checkpoint-Inhibitoren
- CAR-T-Zell-Therapie
Wie oft und wie lange Betroffene eine Infusion erhalten müssen, variiert ebenfalls je nach Krebsart und Behandlungsmethode.
Dauer & Wirkung?
Wie schnell wirkt die Immuntherapie bei Krebs und wie lange dauert sie an?
Wie schnell die Immuntherapie wirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie etwa der Krebsart, dem gesundheitlichen Zustand des Betroffenen oder der ausgewählten Methode der Krebsimmuntherapie.
Abhängig davon, kann es eine Weile dauern, bis die ersten Erfolge sichtbar werden. Schlägt die Therapie jedoch an, bietet die Immuntherapie die Möglichkeit, den Krebs langfristig zu kontrollieren.
So wird die Immuntherapie mit PD-L1- und CTLA4-Inhibitoren bspw. alle 3 Wochen für einen Zeitraum von 1 bis 2 Jahren durchgeführt.
Da das immunologische Gedächtnis hierbei „trainiert“ wird, um sich an die Tumorzellen zu erinnern, ist eine anhaltende und möglicherweise auch dauerhafte Therapie des Karzinoms möglich. Je nach Art des Krebses gibt es bereits jetzt schon Erkenntnisse aus klinischen Studien, welche eine langfristige Heilung des Krebses bestätigen.