Table of Contents
Als sogenanntes Antihistaminikum der zweiten Generation wird der Wirkstoff wegen seiner deutlich geringeren und seltener auftretenden Risiken und Nebenwirkungen bei vergleichbarer Wirksamkeit für Behandlungen in Bezug auf den Botenstoff Histamin eingesetzt.
Was ist Cetirizin?
Inhaltsverzeichnis
Der antiallergische Wirkstoff Cetirizin wird in der Medizin vor allem für die Linderung von Beschwerden aufgrund allergischer Reaktionen eingesetzt.
Der Wirkstoff gehört zu der Gruppe der Antihistaminika der zweiten Generation und grenzt sich von der Gruppe der Antihistaminika der ersten Generation vor allem dadurch ab, dass er zu selteneren und geringeren Risiken und Nebenwirkungen führt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Mildern von Beschwerden bei allergischen Hautreaktionen
- Lindern von allergischen Schnupfen
- Vermindern von allergischen Reaktionen bei Asthmatikern
- Behandlung von allergischen Reaktionen im Auge
- Behandlung von Angioödem
Allgemeines
Allgemeines | |
---|---|
Name | Cetirizin |
Andere Namen |
|
Summenformel | C21H25ClN2O3 |
Wirkstoffklasse | Antihistaminikum des Ethylendiamin-Typs |
Wirkungsweise
So wirkt Cetirizin
Der Wirkstoff lässt sich in die Gruppe der H1-Antihistaminika zuordnen, welche die Wirkung des Botenstoffs Histamin im Körper aufhebt.
Der Signalstoff ist an wichtigen Prozessen im Körper beteiligt, darunter die Immunantwort, die Produktion von Magensäure und der Regulation des Schlafes.
Auch bei allergischen Reaktionen spielt Histamin eine wichtige Rolle. Als Reaktion auf bestimmte Allergene wie beispielsweise Pollen bei Heuschnupfen setzen die Mastzellen den Signalstoff in großen Mengen frei.
Bindet sich Histamin an seinen jeweiligen H1-Rezeptoren, kommt es zu Beschwerden wie eine laufende Nase, Augenbrennen, Atemprobleme oder Hautausschlag.
Die Freisetzung von Histamin führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße, woraufhin Wasser in das Gewebe fließt und zu Rötungen und Schwellungen führt.
Cetirizin blockiert bei diesem Vorgang die Bindungsstellen des Histamins, sodass der Signalstoff nicht mehr an die H1-Rezeptoren gebunden wird und die allergische Reaktion ausfällt oder abschwächt.
Da der Wirkstoff im Vergleich zu älteren Wirkstoffen aus der Gruppe der H1-Antihistaminika zu besonders wenigen Nebenwirkungen führt, wird er mittlerweile bevorzugt zur Behandlung von Allergien eingesetzt.
Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Cetirizin
Der Wirkstoff ist in der Form von Filmtabletten, Lutschtabletten und als Tropfen im Handel verfügbar und wird einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten zu sich genommen.
Im Dünndarm wird der Wirkstoff schnell und beinahe komplett aufgenommen und entfaltet seine Wirkung dadurch innerhalb zehn Minuten bis eine halbe Stunde nach der Einnahme.
Die Dauer der Wirkung beträgt ungefähr 24 Stunden und der Wirkstoff scheidet anschließend über die Nieren wieder aus.
Anwendungsbereiche
Wann wird Cetirizin eingesetzt?
Der antiallergische Wirkstoff wird für die Linderung von Beschwerden aufgrund allergischer Reaktionen eingesetzt, besonders bei Reaktionen auf der Haut wie bestimmte Formen von Neurodermitis, Nesselsucht, Juckreiz oder auch nach Insektenstichen.
Kommt es in den Augen zu einer allergisch bedingten Bindehautentzündung, so hilft das Arzneimittel gut gegen Beschwerden wie Rötungen, Juckreiz oder gesteigerten Tränenfluss.
Zusätzlich wird er zur Behandlung von allergisch bedingten Beschwerden in den Atemwegen eingesetzt, beispielsweise durch Heuschnupfen ausgelösten Schnupfen oder allergisch bedingtes Asthma.
Bei Patienten, bei denen es aufgrund der Einnahme bestimmter Wirkstoffe und Nahrungsmittel, durch Insektenstiche oder nach physikalischen Reizen zu einer Gesichts- und Halsschwellung kommt, werden ebenfalls mit dem Wirkstoff behandelt.
Richtige Anwendung
So wird Cetirizin angewendet
Der Wirkstoff ist in der Form von Filmtabletten, Lutschtabletten und als Tropfen im Handel verfügbar, wobei die häufigste Verabreichungsform in Tabletten stattfindet. Auch als Saft ist das Arzneimittel im Handel verfügbar.
Die Dosierung ist abhängig von Therapie und Patient, beträgt im Normalfall jedoch 10 Milligramm täglich. Kinder und Patienten mit Nierenschwächen müssen eine geringere Dosierung zu sich nehmen.
Das Medikament soll einmal täglich eingenommen werden, am besten am Abend und kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen, da Nahrung nur die Geschwindigkeit der Aufnahme verlangsamt, aber nicht die Menge an Wirkstoff.
Medikamente
Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Cetirizin?
Im Handel gibt es eine Vielzahl von Medikamenten mit dem Wirkstoff, sowohl in Tablettenform als auch in der Form von Tropfen, Sirup, Allergiesaft oder Lutschtabletten. Eine Auswahl von Medikamenten ist beispielsweise:
CETIDEX:
- 10 mg Filmtabletten
- AbZ 10 mg Filmtabletten
- ADGC Filmtabletten
- AL 10 mg/ml Tropfen zum Einnehmen
- AL 1 mg/ml Sirup
- AL-direkt Lutschtabletten
- Aristo Allergiesaft 1 mg
- Aristo bei Allergien 10 mg Filmtabletten
- Heumann 10 mg Filmtabletten
- HEXAL Filmtabletten bei Allergien
- HEXAL-Saft bei Allergien
- HEXAL Tropfen bei Allergien
- IPA 10 mg Aponeo Filmtabletten
Sowe:
- CETIRIZINDIHYDROCHLORID elac 10 mg Filmtabletten
- CETIXIN 10 mg Filmtabletten
- REACTINE duo Retardtabletten
- REACTINE Filmtabletten
- ZYRTEC Filmtabletten
- ZYRTEC Tropfen
Handelsnamen
Monopräparate
- Ceterifug (D)
- Cetiderm (D)
- CetiLich (D)
- Ceti-Puren (D)
- Cetirigamma (D)
- Reactine (D)
- Zyrtec (D, A, CH)
- Cerchio (IT)
- Cerzin (CH)
- Cetallerg (CH)
- Cet eco (CH)
- Cetrin (CH)
- Cetryn (TR)
- Helvecin (CH)
- Hista-X (CH)
- RatioAllerg (A)
- Tirizin (A)
- Triofan Allergie (CH)
- Generika (D)
Kombinationspräparate
- Reactine duo (D)
Indikationen
Anwendungsgebiete (Indikationen) von Cetirizin
Cetirizin findet Anwendung bei:
- Neurodermitis
- Allergien
- Juckreiz
- Nesselsucht
- Weitere allergische Hautreaktionen
- Heuschnupfen
- Allergischer Schnupfen
- Allergische Bindehautentzündung
Neben Loratadin gehört Cetirizin zu den am häufigsten Antiallergika in oraler Form. Der Wirkstoff wird bei verschiedenen allergischen Reaktionen und vor allem bei chronischer Urtikaria (Nesselsucht), chronisch-allergischen Schnupfen und Heuschnupfen eingesetzt.
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie eine Auflistung der allgemeinen Gegenanzeigen bei der Behandlung mit dem antiallergischen Wirkstoff. Es muss berücksichtigt werden, dass sich die Gegenanzeigen je nach Medikament unterscheiden können.
Informieren Sie sich in der Packungsbeilage über die bestimmten Gegenanzeigen jedes Medikaments oder fragen Sie Ihren Arzt und Apotheker.
Wann darf Cetirizin nicht verwendet werden?
Arzneimittel mit Cetirizin dürfen nicht eingenommen werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und gegen die verschiedenen Inhaltsstoffe innerhalb eines Medikaments existiert.
Inhaltsstoffe bei einem handelsüblichen Arzneimittel gegen Allergien in der Form von Tabletten können beispielsweise Maisstärke, Talkum und pflanzliches Magnesium sein.
Da der Wirkstoff durch die Niere abgebaut und ausgeschieden wird, ist die Behandlung bei einer schweren Funktionsstörung der Nieren nicht erlaubt. Bei Nierenstörungen oder Nierenoperationen in der Vorgeschichte ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren, ehe die Behandlung beginnt.
Auch bei leichten bis mittelschweren Funktionsstörungen der Niere und bei Patienten mit der Neigung zu epileptischen Anfällen ist der Einsatz des Wirkstoffes mit Vorsicht anzuwenden und sollte erst nach Rücksprache mit dem Arzt stattfinden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Der Wirkstoff wurde bislang insbesondere durch Tierversuche ausgiebig getestet. Dabei sind bisher keine Nachweise auf eine direkte oder indirekte Schädigung auf die Fortpflanzungsfähigkeit oder auf das Ungeborene festgestellt worden.
Weil es für den Menschen jedoch nur wenige Studie gibt, welche eine Verwendung während der Schwangerschaft als unbedenklich einzustufen, sollte der Wirkstoff in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Da Cetirizin in die Muttermilch übergehen kann, sollte vor Beginn der Therapie abgestillt werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Bei Kindern unter zwei Jahren darf eine Behandlung aufgrund mangelnder Erfahrung und Kenntnisse nicht angewendet werden.
Je nach Hersteller und Medikament werden unterschiedliche Angaben für die Altersbegrenzungen angezeigt, weshalb vor der Anwendung an Kindern der Arzt oder Apotheker befragt werden sollte.
Risiken & Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen hat Cetirizin?
Allgemein gilt der Wirkstoff als sehr verträglich und das Auftreten von Nebenwirkungen als relativ selten.
Bisher festgestellte Risiken und Nebenwirkungen mit der jeweiligen Häufigkeit des Auftretens werden im Folgenden aufgelistet:
- Häufige bis gelegentliche Nebenwirkungen äußern sich in Müdigkeit, Schläfrigkeit und Magen–Darm-Beschwerden
- Seltene Nebenwirkungen sind wie Kopfschmerzen, Schwindel, Mundtrockenheit, Halluzinationen, Aggressivität
- Sehr seltene Nebenwirkungen sind wie Überempfindlichkeitsreaktionen, Leberfunktionsstörungen in der Form von Leberentzündungen und Blut-Leberwert-Erhöhung, Harnverhaltung, Sehstörungen und Tachykardie
Als Besonderheit muss beachtet werden, dass bei der Langzeittherapie eine auftretende Mundtrockenheit bei dem Patienten zu einem erhöhten Risiko an Karies führen kann.
Patienten sollten hierbei auf eine erhöhte Zahn- und Mundpflege achten und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt durchführen lassen.
Außerdem besteht bei der Anwendung des Medikaments der Verdacht, dass bei einer bestimmter Veranlagung im Patienten das Risiko einer Herzrhythmusstörung steigen kann.
Menschen mit einer Veranlagung zu Herzrhythmusstörungen sollten vor einer Behandlung zunächst einen Arzt befragen.
Wechselwirkungen
Welche Wechselwirkungen zeigt Cetirizin?
Eine Wechselwirkung bezeichnet eine mögliche gegenseitige Beeinflussung von Wirkstoffen unterschiedlicher Medikamente, die gleichzeitig eingenommen werden.
Bei der Verwendung von Cetirizin wurden bislang keine klinisch signifikanten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Wirkstoffen beobachtet.
Allgemein können Antihistaminika die Reaktion der Haut auf Allergietests unterdrücken und dadurch verfälschen, wodurch geraten wird, drei Tage vor einem Allergietest die Behandlung mit dem Wirkstoff einzustellen.
Außerdem wird von Ärzten empfohlen, während der Einnahme von Antihistaminika auf den Genuss von Alkohol zu verzichten.
Wichtige Hinweise
Was ist bei der Einnahme von Cetirizin zu beachten?
Weil der Wirkstoff über die Niere abgebaut und ausgeschieden wird, dürfen Patienten mit einer schweren Störung der Nierenfunktion keine Medikamente mit dem Wirkstoff zu sich nehmen.
Auch mittlere oder leichte Formen von Nierenfunktionsstörungen oder Nierenoperationen in der Vorgeschichte gebietet zur Vorsicht bei der Einnahme entsprechender Medikamente. Eine Behandlung soll zunächst mit einem Arzt oder einem Apotheker abgesprochen werden.
Aufgrund fehlender Kenntnisse über die Auswirkung während der Schwangerschaft wird von einer Einnahme während der Schwangerschaft abgeraten. Mit dem Wirkstoff Loratadin gibt es zudem eine besser untersuchte Alternative. Auch während der Stillzeit ist von einer Nutzung des Wirkstoffes abzusehen.
Medikamente mit dem Wirkstoff werden als Antihistaminikum der zweiten Generation vor allem auch deswegen geschätzt, da Cetirizin nur sehr schwer über die Blut-Hirn-Schranke in das Gehirn übergehen kann und dadurch Nebenwirkungen wie Müdigkeit nur noch relativ selten auftreten.
Trotzdem empfiehlt es sich, beim Lenken von Kraftfahrzeugen und beim Bedienen von Maschinen Vorsicht walten zu lassen und zunächst die unterschiedliche Reaktion des eigenen Körpers mit dem Wirkstoff zu beobachten.
Abgabevorschriften
So erhalten Sie Medikamente mit Cetirizin
Alle antiallergischen Arzneimittel mit dem Wirkstoff sind in Deutschland rezeptfrei in der Apotheke oder über medizinische Onlinedienste zu kaufen.
Geschichte
Seit wann ist Cetirizin bekannt?
Cetirizin ist als Antihistaminikum der zweiten Generation noch nicht so lange bekannt. Der Wirkstoff wurde nach der Einnahme eines Antihistaminikums der ersten Generation als Umwandlungsprodukt im Körper gefunden und klinisch untersucht.
Dabei wurde festgestellt, dass der neue Wirkstoff eine vergleichbare Wirkung wie das Antihistaminikum der ersten Generation aufweist, gleichzeitig jedoch zu weit weniger Nebenwirkungen führt.
Dadurch und durch die relativ günstigen Herstellungskosten schaffte es der neue Wirkstoff, sich als Medikament zur Behandlung von allergischen Beschwerden durchzusetzen und ähnliche Medikamente vom Markt zu drängen.
Warnhinweise
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Durch die seltene Nebenwirkung Müdigkeit kann die Reaktionsgeschwindigkeit getrübt werden, wodurch Vorsicht bei der Führung von Kraftfahrzeugen und der Bedienung von Maschinen geboten ist. Besonders Alkohol könnte bei gleichzeitiger Einnahme mit Cetirizin die Müdigkeit und Bewusstseinstrübung erhöhen
- Allgemein können arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen hervorrufen. Sollten Sie eine allergische Reaktion auf den Wirkstoff wahrnehmen, informieren Sie sofort Ihren Arzt oder Apotheker
Quellen
- Silbernagl, S. & Despopoulos, A.: Taschenatlas Physiologie, Georg Thieme Verlag, 7. Auflage, 2007
- Schneider, D. & Richling, F.: Checkliste Arzneimittel A-Z, Georg Thieme Verlag, 2013
- Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
- Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin: www.embryotox.de (Abruf: 08.11.2013)