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Palpation

by Danaae
Behandlung Palpation

Die Palpation des Bauches
Shutterstock / Photographee.eu

Durch Tasten diagnostizieren

Der Begriff Palpation kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt streicheln. Das Palpieren beschreibt das Abtasten des Körpers, der Haut, Knochen und Muskeln und einiger Organe, um krankhafte Veränderungen festzustellen.

Die diagnostische Palpation nimmt in der Regel der Arzt vor, kann aber auch zum Beispiel durch einen Physiotherapeuten erfolgen.

Worum es sich bei der Palpation genauer handelt, wann sie eingesetzt wird, was mithilfe des Verfahren diagnostiziert werden kann ob bzw. welche Risiken es gibt und alle weiteren, wichtigen Informationen finden Sie nachfolgend.

Was ist die Palpation?

Als Basismethode gibt die Palpation dem Arzt einen ersten Aufschluss darüber, was dem Patienten fehlt. Hierbei ist der Arzt in erster Linie auf die Reaktionen und Aussagen des Patienten angewiesen, damit er weiß, wo er die Untersuchung genau vorzunehmen hat. Der Patient beschreibt den Bereich, der ihm wehtut und der Arzt kann mit einer manuellen Untersuchung beginnen. Selbstredend ist auch die Fachkenntnis und Erfahrung des Arztes hier unabdingbar.

Ursprung & Entwicklung

Das Palpieren ist eine der ältesten Untersuchungsmethoden überhaupt. Es diente bereits im alten Griechenland dazu, Krankheiten und Verletzungen zu erkennen, damit sie behandelt werden konnten. In dieser frühen Zeit hatten die Ärzte nur wenige medizinische Instrumente zur Verfügung, also vertrauten sie auf ihre eigenen Fähigkeiten und nutzten die ihnen gegebenen Mittel.

Neben der Palpation war auch die Auskultation (Abhorchen des Körpers), die Inspektion (Ansehen des Körpers) und die Perkussion (Abklopfen des Körpers) bei der Diagnosesuche immens wichtig.


Funktion, Wirkung & Ziele

Die Funktion der Palpation ist es, mittels abtasten und berühren des Körpers eine Diagnose zu stellen. Hierbei werden verschiedene Techniken verwendet. Das Ziel der Palpation ist, herauszufinden, was dem Patienten fehlt, aber auch, um gewisse Erkrankungen auszuschließen.


Ablauf & Wirkungsweise

Es gibt verschiedene Techniken in der Palpation, so benutzt man zum Beispiel die Handflächen, um die Hautbeschaffenheit zu ertasten. Für die Temperatur nimmt man den Handrücken.

Um tieferliegende Muskelschichten oder knöcherne Strukturen zu ertasten nutzt man die sogenannte Druckpalpation. Hierbei werden die Finger tiefer in die Haut gedrückt. Diese Palpationstechnik ist auch erforderlich, wenn man die Organe ertasten will, da sich diese unter einigen Haut-, Fett- und Muskelschichten befinden.

Die bekannteste Palpationsmethode ist wohl das Messen des Pulses. Diesen kann man sowohl am Handgelenk, am Hals und auch am Bein fühlen. Dafür legt man Zeigefinger und Mittelfinger ausgestreckt auf die entsprechende Stelle und zählt die Anzahl der Schläge, die man fühlt.

Man kann durch das Ertasten aber auch die Beschaffenheit der Haut und der darunter liegenden Muskeln und Knochen erkennen.

Auch heute noch ist das Palpieren bestimmter Organe durch einen Arzt üblich. So wird zum Beispiel die Gebärmutter ertastet, um bei Schwangerschaften Auskunft über deren Zustand und Beschaffenheit zu erhalten. Man kann auch die Milz, Teile der Leber und den Darm ertasten.


Hilft bei

Die Palpation hilft bei folgenden Untersuchungen:

Behandlung Palpation Unterleibsschmerzen Unterbauch Unterleib

Mit der Palpation können diverse Störungen ertastet werden

Was fördert die Palpation?

Die Palpation fördert und sichert die Diagnosestellung durch den Arzt. Der Arzt kann sich so ein viel besseres Bild vom Patienten machen, als wenn er sich lediglich auf dessen Aussagen verlassen müsste.


Diagnose & Untersuchung

Diagnostik & Untersuchungsmethoden

Wer mit einer Erkältung zum Arzt geht, wird am Hals abgetastet. Dort befinden sich die Lymphknoten, die bei einer Erkältung meist anschwellen und somit gut zu ertasten sind. Die Lymphknoten, die anschwellen können, befinden sich an der Seite des Halses, aber auch auf der Rückseite. Daher fühlt es sich für den Patienten an, als würde der Arzt die Hände um den Hals legen. Am Hals ist nur ein geringer Druck nötig, um die Lymphknoten zu ertasten.

Bei Unfällen ist die Palpation nach der Schmerzempfindlichkeit die erste und wichtigste Methode, um den Grund für die Beschwerden herauszufinden. Die sogenannte Druckdolenz gibt Aufschluss darüber, ob der Schmerz bei Druck verstärkt wird oder nicht. Der Schmerz an sich wird in einer Skala von 1-10 vom Patienten beschrieben.

Auch die Festigkeit und die Nachgiebigkeit können Aufschluss über den Schweregrad einer Krankheit oder Verletzung geben. Bei einem Unfalltrauma zum Beispiel schwillt die betroffene Region oft an, es bildet sich eine Ansammlung von Flüssigkeit in dem Bereich, die gut ertastbar ist. Handelt es sich um eine unfallbedingte oder krankheitsbedingte Schwellung, ist die Region in der Regel dick, heiss und gerötet. Zudem tut der Bereich weh.

Bei einigen Untersuchungen muss der Arzt das Körperinnere ertasten. Ein Beispiel hierfür ist die Prostatauntersuchung. Bei dieser Untersuchung führt der Arzt einen Finger rektal ein, um die Prostata von innen zu ertasten. Dies ist in der Regel nicht sehr angenehm, aber sollte nicht schmerzhaft sein. Ein weiteres Beispiel ist das abtasten der weiblichen Organe von innen.


Lymphödeme

Eine weitere Form von Schwellung entsteht zum Beispiel bei einem Lymphödem. Eine Ursache für diese Erkrankung zu finden, ist meist recht schwierig, jedoch kann es mittels Lymphdrainage, einer manuellen physiktherapeutischen Technik, ganz gut behandelt werden. Zudem werden Kompressionsstrümpfe getragen.

Handelt es sich um ein Lymphödem,  ist die betroffene Region ähnlich wie bei einer Verletzung geschwollen. Jedoch findet der Arzt keine Entzündungsanzeichen (rot oder heiss). Auffallend ist bei der Palpation jedoch, dass auf Druck mit dem Finger eine Art Einbuchtung (Delle) entsteht, die nach der Palpation auch nur langsam wieder verschwindet.


Verdauungssystem

Aber auch Krankheiten, wie eine Blinddarmentzündung lassen sich ertasten. Über verschiedene Druckpunkte am Bauch kann der Arzt herausfinden, ob eventuelle Bauchschmerzen von einem entzündeten Blinddarm herkommen.

Behandlung LymphdrainageÄhnlich verhält es sich, wenn es sich um eine Erkrankung der Leber handelt. Hierfür muss der Arzt mit der Hand leicht unter den Rippenbogen auf der rechten Seite des Patienten fassen.

Dies ist bereits ohne Befund unangenehm, tut jedoch bei einer Entzündung der Leber etwas weh. Der Arzt kann mit der Palpation unter anderem eine Vergrösserung der Leber feststellen und auch die Konsistenz ertasten.

Oft kommen Patienten mit einem „akuten Abdomen“ in die Notfallpraxis. In so einem Fall wird zuerst ein Blutbild erstellt. Während man auf die Ergebnisse wartet, tastet der Arzt den gesamten Oberkörper des Patienten ab. Hierfür übt er mit der gestreckten Hand einen leichten Druck aus.

Wichtig ist hierbei jedoch, dass der Arzt nicht nur mit den Fingerspitzen in die Haut drückt, sondern mit der Hand eher flach in das Gewebe eintaucht. Durch das Palpieren des Oberkörpers kann der Arzt die Region meist eingrenzen.

Bei Leber- oder Gallenblasenproblemen, schmerzt die Palpation unterhalb des rechten Rippenbogens. Handelt es sich um die Milz, schmerzt es auf der linken Seite. Der Arzt kann sogar erkennen, ob es sich um den Dickdarm oder den Dünndarm handelt. Bei Nierenproblemen Schmerzen in der Regel auch die umliegenden Muskeln. Sie verkrampfen, um den Körper zu schützen. Meist gibt das Ergebnis des Blutbildes dann einen ersten Aufschluss darauf, um was es sich konkret handelt. Anschliessend kommen zur Diagnosesicherung noch bildgebende Verfahren, wie Ultraschall, Röntgen, Computertomographie oder MRT hinzu.

Muskeln, Knochen & Gelenke

Klassisch ist hier noch das Phänomen Rückenschmerzen zu erwähnen. Der Patient kommt zum Arzt und klagt über Rückenschmerzen. Der Arzt lässt sich den Ort des Schmerzes genau beschreiben. Meist kann der Patient jedoch nicht genau sagen, wo es weh tut, ihm schmerzt der gesamte Rücken. Der Arzt lässt den Patienten daraufhin entkleiden und beginnt mit einer Palpation der Knochen und Muskeln. Durch spezifische Punkte, sogenannte Triggerpunkte, in der Muskulatur, kann der Arzt bereits im Vorfeld erkennen, ob es sich um eine Verspannung handelt.

Bei Blockaden der Wirbelgelenke sind zudem die Wirbelknochen und manchmal auch die Rippen schmerzhaft. Hat der Patient keine weiteren Probleme, wie zum Beispiel neurologische Ausfälle (Kribbeln in den Beinen, spontanes urinieren, Taubheit oder einen Fallfuß), kann der Arzt eine Verordnung für Physiotherapie ausstellen.

Dort wird der Patient dann noch einmal genau palpiert und der Physiotherapeut beginnt mit seiner Behandlung. Bei Blockaden der Gelenke, kann unter Umständen der Hausarzt direkt Abhilfe schaffen, sofern er eine Zusatzausbildung im Bereich Manuelle Therapie gemacht hat. Diese Zusatzausbildung können auch Orthopäden haben.

Neben den Physiotherapeuten können auch Chiropraktiker die Ausbildung zur manuellen Therapie machen. Alle diese Therapeuten nutzen ihre Hände zur Behandlung. Bei ihnen ist die Palpation zur Befunderhebung sozusagen das Basiswerkzeug. Durch die jahrelange Ausbildung sind die Hände der Therapeuten geschult, jede kleine Veränderung in der knöchernen oder muskulären Struktur zu erkennen und anschliessend zu behandeln.


Risiken & Gefahren

  • keine bekannt

Geht man davon aus, dass der Arzt erfahren ist und sein Handwerk versteht, gibt es keine Risiken oder Nebenwirkungen bei einer Palpation. Abgesehen davon, ist eine Untersuchung in manchen Fällen etwas unangenehm und kann bisweilen auch einen kurzen Schmerz auslösen. Dieser jedoch ist in der Regel nicht von Dauer. Besonders beim Test der Druckdolenz ist ein eintretender Schmerz sogar erwünscht, da er die Diagnose vereinfacht. In diesem Fall ist es sehr förderlich, wenn der Patient den Schmerz genau beschreiben kann.

Wie bei vielen harmlosen Verfahren, birgt jedoch auch die Palpation eine Gefahr, wenn sie von Laien ausgeübt wird. Zu fester und anhaltender Druck kann dem Patienten unter Umständen Schaden. So gibt es einige Punkte am Hals, die bei längerem Druck eine Ohnmacht auslösen können. Ein erfahrender Arzt weiss, dass diese Druckpunkte bei einer Standardpalpation nicht betastet werden, ein Laie kann unter Umständen mit den Fingern abrutschen oder schlichtweg an der falschen Stelle tasten.

Auch können bei falscher rektaler Untersuchung Verletzungen entstehen. Daher sollte man eine Palpation im medizinischen Sinne immer nur von einem Fachmann durchführen lassen. Nur aufgrund jahrelanger Erfahrung kann man Verletzungen vermeiden.

Gegenanzeigen

Grundsätzlich gibt es keine Gegenanzeigen für eine Nichtdurchführung einer Palpation. Es ist jedoch möglich, dass aufgrund sehr starker Schmerzen eine Palpation nicht durchgeführt werden kann, da der Patient dies nicht zulässt.


Zu welchem Arzt?

Wer führt eine Palpation durch?

Wie bereits erwähnt, sollte eine Palpation stets durch eine Fachkraft durchgeführt werden.

Dies kann, je nach Art der Palpation variieren:


Unser Fazit zur Palpation

Eine Palpation ersetzt bei Erkrankungen der Organe heutzutage nicht das Blutbild oder auch bildgebende Verfahren, um diese mit Sicherheit feststellen zu können. Sie ist aber durchaus auch heutzutage noch sehr wichtig und sollte nicht Vergessen werden.

Besonders im muskulo-skelettalen Bereich kann man durch die Palpation oftmals den Gang zu einem Orthopäden vermeiden. Ein Röntgenbild, CT oder ein MRT sollte ausschliesslich bei schwerwiegenden Problemen zur Anwendung kommen, Rückenschmerzen kann man oft auch ohne diese bildgebenden Verfahren behandeln.

Durch die Palpation eines Arztes können zudem dem Patienten viele Ängste bereits im Vorfeld genommen werden und es grenzt die Suche nach einer Diagnose ein. Besonders bei unklaren Schmerzen kann eine schnellere Diagnose durch die Palpation gestellt werden.

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