
Faulbaum (Rhamnus frangula)
Der Faulbaum wirkt abführend und kann daher gegen Verstopfungen helfen. Genutzt werden hierbei die Faulbaumrinde (Echter Faulbaum) bzw. die Cascararinde (Amerikanischer Faulbaum), welche z.B. als Tee getrunken oder in Form von Tabletten und Tropfen eingenommen werden können.
Die Anwendung ist jedoch nicht für jeden geeignet und sollte zudem nur kurzfristig erfolgen, da anderenfalls mit Komplikationen zu rechnen ist. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen u.a. Verdauungsbeschwerden und allergische Reaktionen.
Faulbaum (Rhamnus frangula)
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief: Systematik vom Faulbaum
- Gruppe: Rosiden; Eurosiden I
- Ordnung: Rosenartige (Rosales)
- Familie: Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)
- Gattung: Kreuzdorn (Rhamnus)
- Art: Faulbaum
- Wissenschaftlicher Name: Rhamnus frangula L.
- Synonyme: Amselbaum; Grindholz; Pulverholz; Spillbaum; Zapfenholz; Zweckenholz
Table of Contents
Faulbaumrinde & Cascararinde
Die Rinde vom Echten und Amerikanischen Faulbaum
Die Rinde vom Echten Faulbaum (Faulbaumrinde) und vom Amerikanischen Faulbaum (Cascararinde) werden auf sehr ähnliche Weise medizinisch als Abführmittel gegen Verstopfungen (Obstipation) eingesetzt.
Echter Faulbaum (Rhamnus frangula) – Auch Schießbeere oder Pulverholz
Der Echte Faulbaum ist ein kleiner Baum oder Strauch aus der Familie der Kreuzdorngewächse, welcher in Europa heimisch ist und als Heilpflanze gegen Verstopfungen verwendet wird. Die abführende Wirkung der Pflanze ist bereits seit dem 14. Jahrhundert bekannt und konnte mittlerweile durch verschiedene Studien bestätigt werden.

Echter Faulbaum
anonym, Rhamnus frangula, CC BY-SA 3.0
Als Arzneidroge genutzt wird dabei die graubraune Rinde des Faulbaums, welche z.B. als Tee getrunken oder in Form von Fertigarzneimitteln wie Tropfen und Sprays angewandt werden kann.
Die Einnahme sollte allerdings nur kurzfristig erfolgen, da eine Daueranwendung zu einer Abhängigkeit und verschiedenen Nebenwirkungen wie einem Ungleichgewicht im Wasser-Elektrolyt-Haushalt führen führen kann.
Die Cascararinde vom Amerikanischen Faulbaum (Rhamnus purshiana)
Neben der in Europa heimischen Art wird auch der Amerikanische Faulbaum auf die gleiche Weise verwendet. Die Wirkung der als Cascararinde bezeichneten Pflanzenrinde ist ebenfalls zur kurzfristigen Behandlung bei gelegentlichen Verstopfungen medizinisch anerkannt.
Giftigkeit der Rinde
Wie giftig ist der Faulbaum?
Sowohl die Blätter und Beeren als auch die frische Rinde des Faulbaums sind giftig, allerdings gelten Vergiftungen mit ihnen als selten. Sie kommen vor allem bei Kindern vor sowie bei Personen, welche zu hohe Mengen der Rinde als Abführmittel einnehmen.
Zu den Symptomen einer Faulbaum-Vergiftung gehören vor allem stechende Schmerzen und schwerer bis hin zu blutiger Durchfall.
Doch auch bei richtiger Dosis kann der Faulbaum zu Nebenwirkungen führen, insbesondere dann, wenn er über einen zu langen Zeitraum lang eingenommen wird. Hierzu gehören u.a. Überempfindlichkeitsreaktionen, Verdauungsstörungen und Harnwegsbeschwerden.
In bestimmten Fällen muss außerdem von der Einnahme abgesehen werden wie etwa bei entzündlichen Darmerkrankungen oder während der Schwangerschaft und Stillzeit. Auch Wechselwirkungen mit diversen Medikamenten sind möglich.
Arten & Verwechslung
Faulbaumarten – Subspezies von Rhamnus frangula (Frangula alnus)
Der Echte Faulbaum (Rhamnus frangula) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kreuzdorngewächse und der Gattung Kreuzdorne (Rhamnus). Er kann in nachfolgende Unterarten unterteilt werden.

Faulbaum (Rhamnus frangula)
Illustration – Köhlers Medizinal-Pflanzen
Frangula alnus Subspezies:
- alnus
- baetica
- pontica
- saxatilis Gancev
Während die Unterart Frangula alnus subsp. baetic nur in Spanien vorkommt, ist Frangula alnus subsp. saxatilis ausschließlich in Bulgarien vorzufinden. Die Subspezies Frangula alnus subsp. pontica ist in der Türkei sowie im Gebiet von Libanon und Syrien einheimisch.
Namensherkunft (Etymologie) und Synonyme
Die Rinde des Faulbaums besitzt einen leicht fauligen Geruch, was auch den Namen der Pflanze erklärt. Weitere Synonyme wie Pulverholz und Schießbeere sind darauf zurückzuführen, dass die Faulbaumrinde vor allem in der Vergangenheit ein begehrtes Mittel zur Herstellung von Schwarzpulver darstellte.
Synonyme vom Echten Faulbaum sind:
- Amselbaum
- Grindholz
- Pulverholz
- Schießbeere
- Spillbaum
- Zapfenholz
- Zweckenholz
Verwechlung – Andere als Faulbaum bezeichnete Pflanzen
Es gibt auch andere Arten aus der Gattung der Kreuzdorne, welche als Faulbaum bezeichnet werden:
- Amerikanischer Faulbaum (Rhamnus purshiana)
- Afrikanischer Faulbaum (Rhamnus prinoides)
Was ist Rhamnus Purshiana?
Als Rhamnus Purshiana wird der Amerikanische Faulbaum bezeichnet, dessen Rinde (Cascararinde) ebenfalls zur kurzzeitigen Behandlung von Verstopfungen eingesetzt wird. Seine Wirksamkeit wird, wie auch die des Echten Faulbaums, durch klinische Studien gestützt.
Was ist Rhamnus prinoides?
Der Afrikanische Faulbaum wird in Südafrika traditionell als magisches Mittel gegen alles Unheilvolle wie etwa Blitzschläge angesehen aber auch gegen diverse Krankheiten eingesetzt. In Äthiopien dient er u.a. als Hilfsmittel zur Gärung und als Zutat für alkoholische Getränke.
Gewöhnliche Traubenkirsche
Darüber hinaus wird auch die Gewöhnliche Traubenkirsche aufgrund ihrer ähnlichen Borke als Faulbaum bezeichnet. Sie besitzt allerdings keine medizinische Wirkung und gehört auch einer anderen Pflanzengattung (Prunus) an.
Verwendung & Nutzen
Wofür wird der Echte Faulbaum verwendet?
Der Echte Faulbaum wird hauptsächlich als Abführmittel gegen Verstopfungen und zur Gewinnung von Holzkohle genutzt. Manchmal findet er auch als Garten- oder Zierpflanze Verwendung sowie zur Gewinnung von Färbemitteln.
Holzkohle und Schießpulver
Das vom Faulbaum gewonnene Holz ergibt eine hochwertige Kohle mit einem niedrigen Asche-Anteil. Da es sehr gleichmäßig brennt, stellt es auch einen geschätzten Zeitzünder dar.
In der Vergangenheit wurde das relativ weiche Holz aber zum Beispiel auch für Furniere oder Schuhleisten verwendet.
Färbemittel für Textilien und Haare
Während sich aus der Rinde des Faulbaums ein gelber Farbstoff gewinnen lässt, können die unreifen Beeren zur Herstellung von grüner Farbe genutzt werden. Die Färbemittel eignen sich zum Färben von Textilien und Haaren.
Zier- und Gartenpflanze
Da der Faulbaum weder beeindruckende Blüten noch auffällige Blätter besitzt, ist er nur begrenzt zu dekorativen Zwecken als Zierpflanze geeignet. Er wird allerdings aus ökologischen Gründen zum Zwecke des Naturschutzes gezielt angebaut, insbesondere um Zitronenfalter anzulocken.
Bestimmte Unterarten und Sorten werden aber z.B. auch als Zierstrauch im Garten (Variegata und Asplenifolia) oder für Hecken (Tallhedge) verwendet.
Amerikanischer Faulbaum
Verwendung vom Amerikanischen Faulbaum

Jesse Taylor, Cascara (Rhamnus purshiana) bark, CC BY-SA 3.0
Der Amerikanische Faulbaum wird manchmal in der Lebensmittelindustrie als Aromastoff für Erfrischungsgetränke, Liköre, Backwaren und Eiscreme verwendet. Die Früchte sind grundsätzlich essbar und können sowohl gekocht als auch roh verzehrt werden, wirken allerdings abführend.
Erhältlich ist zudem ein Honig des Amerikanischen Faulbaums, der Cascara-Honig, welcher zwar sehr schmackhaft ist, jedoch ebenfalls abführend wirkt.
Verwendet werden kann auch das Holz der Pflanze, welches bspw. als Brennholz, für Drechselarbeiten oder Pfosten genutzt wird.
Der Amerikanische Faulbaum wird auch manchmal als Zier- oder Gartenpflanze genutzt, vor allem jedoch um Wildtieren Nahrung und einen Lebensraum zu bieten sowie auch um Erosionen des Bodens zu verhindern.
Faulbaumrinde als Abführmittel
Verwendung des Faulbaums in der Medizin
Als abführendes Mittel gegen Verstopfungen wird die zerkleinerte Rinde des Echten und des Amerikanischen Faulbaums verwendet:
- Faulbaumrinde (Frangulae cortex)
- Cascararinde (Rhamni purshianae cortex)
Die Rinde wird im Frühjahr oder im frühen Sommer gesammelt, wenn sie sich leicht vom Baum abschälen lässt. Sie muss gemäß dem Europäischen Arzneibuch einen Mindestgehalt an 7 Prozent Glucofrangulinen, berechnet als Glucofrangulin A, enthalten.
Nach der Ernte muss sie ein Jahr (Frangulae cortex) bzw. über mehrere Monate (Rhamni purshianae cortex) lang gelagert werden, da die frische Rinde Erbrechen und schweren Durchfall verursacht. Dieser Vorgang kann auch durch eine schonende Trocknung bei niedrigen Temperaturen beschleunigt werden.
Die zerkleinerte Rinde kann z.B. als Tee getrunken oder in Form von standardisierten Fertigarzneimitteln oral eingenommen werden. Sie ist z.B. in Form von Tabletten, Tropfen oder Sprays erhältlich, welche meist Extrakte oder Tinkturen der Faulbaum- oder Cascararinde enthalten.
Präparate mit der Faulbaumrinde
Handelsnamen von Präparaten mit der Faulbaumrinde sind z.B.:

Faulbaumrinde
Rillke, Frangulae cortex 060103, CC BY-SA 3.0 DE
- Faulbaumrinde geschnitten – ApoFit Arzneimittelvertrieb GmbH
- Faulbaumrinde Kräuteressenz – Apozen Vertriebs GmbH
- Faulbaumrinden-Spray – Hecht Pharma GmbH
- Faulbaumtropfen – Hecht Pharma GmbH
- Faulbaumrinde Tropfen zum Einnehmen – Kräutermax GmbH & Co KG
Die Cascararinde ist erhältlich als:
- Legapas® – Tabletten oder Flüssigkeit (Tropfen)
Darüber hinaus ist der Faulbaum häufig auch in Kombinationspräparaten enthalten, welche also neben der Faulbaumrinde auch weitere Heilpflanzen wie Leinsamen, Senna oder Rhabarber enthalten. Hierzu gehören z.B.:
- Linoforce, Granulat
- Linomed, Granulat
- Padma Lax, Tabletten
- Padmed Laxan, Tabletten
- Tropaeolum comp., Hartkapseln
Anwendung der Faulbaumrinde
Anwendungsgebiete – Für was ist der Faulbaum gut?
Sowohl die Faulbaumrinde (vom Echten Faulbaum) als auch die Cascararinde (vom Amerikanischen Faulbaum) sind zur kurzfristigen Anwendung bei gelegentlichen Verstopfungen medizinisch anerkannt:

Der Faulbaum findet bei Verstopfung (Obstipation) Anwendung
- Verstopfungen – kurzfristige Behandlung bei gelegentlich auftretender Obstipation
Die Anwendung der Rinde sollte nur dann erfolgen, wenn die Verstopfungen sich nicht mittels Ernährungsumstellung oder Quellstoffen wie Flohsamen behandeln lassen. Die Einnahme eignet sich ausschließlich zur kurzfristigen Behandlung und sollte nicht länger als 7 Tage lang erfolgen.
Bei chronischen Verstopfungen ist die Ursache ärztlich abzuklären. In den meisten Fällen lassen sich Verstopfungen mithilfe einer Umstellung der Ernährung und einer vermehrten Flüssigkeitszufuhr beheben. Manchmal können jedoch auch ernstere Erkrankungen hinter der Obstipation stecken.
Während der Behandlung ist außerdem auf eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr zu achten; trinken Sie also genügend Wasser, wenn Sie die Faulbaumrinde einnehmen.
Wirkung vom Faulbaum
Wie wirkt die Faulbaumrinde?
Für die Wirkung des Faulbaums sind die in der Rinde bis zu 7 % enthaltenen Anthranoide verantwortlich. Diese an Zuckermoleküle gebundenen Stoffe werden nicht durch menschliche Verdauungsenzyme verstoffwechselt, sondern mithilfe der Darmbakterien.
Aus diesem Grund erfolgt die Resorption der Stoffe erst im Dickdarm, wo die Bakterien den Zucker abspalten und die Anthranoide in ihre aktiven Stoffwechselprodukte (Emodin-9-anthron) umwandeln. Die Wirkung entfaltet sich also, sobald die Wirkstoffe von der Darmflora in ihre aktive Form umgewandelt wurden.
Sie beruht auf zwei Wirkmechanismen:
- Die Faulbaumrinde stimuliert einerseits die Colon-Motilität, also die Beweglichkeit, des Dickdarms. Das beschleunigt wiederum den sogenannten Kolontransit, also die Dauer, welche die Nahrung zum Passieren des längsten Dickdarm-Abschnitts (Kolon) benötigt. Aufgrund der verkürzten Verweildauer wird auch weniger Flüssigkeit aus dem Speisebrei absorbiert – der Stuhl wird also weicher.
- Darüber hinaus hemmen die Anthrachinon-Derivate auch die Absorption von Wasser und Elektrolyten in die Dickdarm-Schleimhaut und fördern deren Sekretion (Abgabe) in das Darminnere. Die hierdurch erhöhte Konzentration von Flüssigkeit und Salzen im Dickdarm beschleunigt ebenfalls die Darmentleerung.
Nach der Einnahme dauert es etwa 8 bis 12 Stunden bis sich die Wirkung vollständig entfaltet, da der Transport der Faulbaumrinde zum Dickdarm und die Verstoffwechselung in den aktiven Wirkstoff eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.
Die Anthrachinon liegen im Faulbaum – im Gegensatz zu vielen anderen Anthrachinon-haltigen Pflanzen – in ihrer oxidierten Form vor. Dadurch ist die Wirkung der Faulbaumrinde auch milder als die anderer Heilpflanzen mit diesem Wirkstoff.
Einnahme & Dosierung
Dosierung der Faulbaumrinde – Wie erfolgt die Einnahme?
Die Einnahme Faulbaumrinde eignet sich ab einem Alter von 12 Jahren und variiert abhängig vom verwendeten Präparat. Sowohl die Faulbaumrinde als auch die Cascararinde können z.B. als Tee getrunken oder in Form von Fertigarzneimitteln wie Tabletten oder Tropfen eingenommen werden.
Die Anwendung sollte nicht länger als 7 Tage lang andauern. Meistens reicht es aus, die Rinde in dieser Woche zwei bis drei mal einzunehmen. Dauern Ihre Beschwerden auch nach der Einnahme-Woche weiterhin an, sollten Sie sich ärztlichen Rat einholen.
Empfohlene Dosierung des Faulbaums:
- Die empfohlene Dosis richtet sich nach den wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen, den sogenannten Hydroxyanthracen-Derivaten, welche als Glucofrangulin A berechnet werden.
- Zubereitungen, welche 10 bis 30 mg Hydroxyanthracen-Derivate, enthalten, werden ein Mal am Tag vor dem Schlafengehen eingenommen.
- Insgesamt sollte die geringst möglichste Dosis verwendet werden, welche erforderlich ist, um den Stuhl weich zu formen.
Der Gehalt der Wirkstoffe kann variieren, sodass keine genauen Gramm-Angaben gemacht werden können. Durchschnittlich entspricht dies jedoch in etwa 1 bis 3 Gramm der getrockneten Rinde oder 1 bis 2,5 Gramm der gemahlenen Rinde.
Faulbaum Tee
Faulbaum Tee – Zubereitung
Geben Sie für die Zubereitung vom Faulbaumtee etwa einen gestrichenen Teelöffel der getrockneten Rinde in eine Tasse und übergießen Sie diese mit ca. 150 Millilitern kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee etwa 10 bis 15 Minuten lang ziehen und seihen Sie die Rinde anschließend ab.

Cascararinde
Rillke, Rhamni purshianae cortex 054230, CC BY-SA 3.0 DE
- Faulbaumrinde: ca. 2 Gramm (≈ 1 gestrichener TL)
- Wasser: mit etwa 150 ml siedendem Wasser übergießen
- Ziehzeit: 10 bis 15 Minuten ziehen lassen
- Zeitpunkt: Vor dem Schlafengehen trinken
- Anwendungsdauer: maximal 7 Tage lang
Trinken Sie den Faulbaum Tee vor dem Zubettgehen. Die abführende Wirkung tritt am Morgen nach der Einnahme ein.
Tropfen & Tabletten
Faulbaum Tropfen – Auszüge, Extrakte, Kräuteressenzen
Faulbaumtropfen können aus unterschiedlich hergestellten wässrigen Auszügen der Rinde bestehen, sodass auch die empfohlene Dosierung variiert.
- Bei Flüssig-Extrakten (DEV: 1:1-1,2; 30 % Ethanol), welche pro 1 Gramm der Tropfen (ca. 30 Tropfen) je 20 mg Cascarosid A enthalten, werden ein Mal am Tag morgens oder abends 30 bis 50 Tropfen eingenommen.
- Bei einem Extrakt mit einem Alkoholgehalt von 66 Prozent werden z.B. 1 bis 3 mal am Tag je 30 Tropfen in ein Glas Wasser verdünnt eingenommen.
- Bei Flüssig-Extrakten mit 14 % vol. Alkohol werden typsicherweise 2 mal täglich 15 Tropfen pur eingenommen.
- Bei Kräuteressenzen mit 21 % Alkohol ist es üblich, 3 mal am Tag je 10 Tropfen vor dem Essen auf die Zunge zu träufeln
Tabletten mit Faulbaum- oder Cascararinde
Da unterschiedliche Präparate mit jeweils anderen Mengen und Zubereitungen der Faulbaum- oder Cascararinde erhältlich sind, variiert auch die empfohlene Dosis entsprechend.
Die empfohlene Dosierung bei Tabletten, welche pro Stück 20 mg Cascarosid A enthalten, beträgt bei Jugendlichen über 12 Jahren und Erwachsenen:
- Einzeldosis: 1 bis 1,5 Tabletten
- Häufigkeit: 1 Mal am Tag
- Zeitpunkt: Morgens oder Abends
- Wirkung: Die Wirkung tritt nach etwa 8 bis 12 Stunden ein
- Anwendungsdauer: 1 bis 2 Wochen
Inhaltsstoffe & Wirkstoffe
Inhaltsstoffe der Faulbaumrinde
Für die Wirkung des Faulbaums sind die in der Rinde bis zu 7 Prozent enthaltenen Anthrachinon-Derivate (Anthranoide) verantwortlich. Die Faulbaumrinde enthält vor allem die Anthranoide ◦ Glucofrangulin A und B sowie Frangulin A und B.
Die Hydroxyanthrachinonglykoside entstehen allerdings erst während der Trocknung und Lagerung bzw. der künstlichen Alterung der Rinde mittels Hitzeeinwirkung.
Die Glucofranguline und Franguline werden dabei nicht von menschliche Verdauungsenzyme aufgespalten, sondern von den Bakterien im Dickdarm zu ihren aktiven Stoffwechselprodukte (Emodin-9-anthron) umgewandelt.
Hierbei werden vor allem die Stoffe „Anthrachinon-Aglykone absorbiert und in ihre entsprechenden Glucuronide und Sulfatderivate umgewandelt. In Untersuchungen wurden nach der Verabreichung eines Faulbaumrinden-Extrakts die Stoffe Rhein, Emodin und Spuren von Chrysophanol im menschlichen Urin gefunden.
Darüber hinaus sind auch diverse Frangulaemodinglykoside und wenige freie Aglykone im Faulbaum enthalten. Weitere Wirkstoffe der Pflanze sind u.a. Gerbstoffe und Peptidalkaloide.
- Anthrachinon-Derivate; insb.:
- Glucofrangulin A und B
- Frangulin A und B
- Frangulaemodinglykoside; u.a.:
- Frangulaeemodin-8-O-β-D-glucosid
- freie Aglykone
- Gerbstoffe
- Peptidalkaloide
Risiken & Nebenwirkungen
Nebenwirkungen der Faulbaumrinde – Wie giftig ist der Faulbaum?
Die Faulbaumrinde kann – insbesondere bei langfristiger Anwendung – zu folgenden Nebenwirkungen führen:
- Überempfindlichkeitsreaktionen
- Juckreiz
- Urtikaria (Nessselsucht)
- lokale oder generalisierte Exantheme (Hautausschlag)
- Gastrointestinale Störungen (Verdauungsstörungen)
- Bauchschmerzen
- Baukrämpfe
- Durchfall
- Pigmentierung der Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli)
- Beschwerden der Nieren und Harnwege
- Wasser- und Elektrolyt-Ungleichgewicht
- Albuminurie
- Hämaturie
- Gelbe oder rot-braune (pH-abhängige) Verfärbung des Urins
Verdauungsstörungen
Die Einnahme der Faulbaumrinde kann insbesondere bei Patienten, die an Reizdarm leiden, zu Bauchschmerzen und -Krämpfen sowie zu einem flüssigen Stuhl bzw. Durchfall führen. Diese Symptome können jedoch auch die Folge einer Überdosierung sein, wobei eine Dosis-Reduktion erforderlich ist.
Die chronische Einnahme kann auch zu einer Pigmentierung der Darmschleimhaut führen, welche sich jedoch in der Regel nach Absetzen des Präparats zurückbildet.
Nieren– und Harnwegssymptome
Die langfristige Anwendung der Faulbaumrinde kann zu einem Wasser-Elektrolyt-Ungleichgewicht führen und eine Albuminurie (Albumin im Urin) sowie Hämaturie (Blut im Urin) verursachen.
Darüber hinaus kann es während der Behandlung durch die Stoffwechselprodukte zu pH-abhängigen rot-braunen oder gelben Verfärbungen des Urins kommen, welche jedoch nicht klinisch signifikant sind.
Überdosierung der Faulbaumrinde
Zu den Hauptsymptomen einer Überdosierung der Faulbaumrinde gehören stechende Schmerzen und schwerer Durchfall mit einem entsprechenden Flüssigkeits- und Elektrolyt-Verlust. Die langfristige Einnahme von zu hohen Dosen kann außerdem zu einer toxischen Hepatitis führen.
Vorsichtsmaßnahmen
Besondere Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Faulbaum-Präparate sollten nur dann angewandt werden, wenn die Verstopfung sich nicht durch eine Ernährungsumstellung oder die Einnahme von blähungstreibenden Mitteln bzw. Quellstoffen behandeln lässt.
- Die langfristige Einnahme von stimulierenden Abführmitteln ist zu vermeiden, da diese zu einer Abhängigkeit führen und die Darmfunktion beeinträchtigen können.
- Benötigen Sie täglich Abführmittel, um einen normalen Stuhl zu haben, sollten Sie die Ursache der Verstopfung diagnostizieren lassen.
- Nehmen Sie während der Behandlung genügend Flüssigkeit zu sich (am besten Wasser oder Kräutertee).
- Bei der Verabreichung von Faulbaumrinden-Präparaten an inkontinente Patienten sollten die Einlagen häufiger gewechselt werden, um einen längeren Hautkontakt mit Fäkalien zu vermeiden.
- Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen ist auf ein mögliches Elektrolyt-Ungleichgewicht zu achten.
- Wenn sich die Symptome während der Anwendung verschlimmern, sollte ein Arzt bzw. eine Ärztin konsultiert werden.
- Insbesondere bei älteren Menschen kann eine Überwachung der Elektrolyte, vor Kalium, wichtig sein.
Gegenanzeigen (Kontraindikation)
Kontraindikationen – Gegenanzeigen gegen den Faulbaum
Die Einnahme der Faulbaumrinde ist in folgenden Fällen kontraindiziert:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Darmverschluss (Ileus)
- Darmverengungen (Stenose)
- Atonie (Verlust des Muskeltonus)
- Blinddarmentzündung (Appendizitis)
- entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Unterleibsschmerzen unbekannter Ursache
- schwerer Dehydrationszustand mit Wasser- und Elektrolyt-Mangel
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Kinder unter 12 Jahren
Eine Gegenanzeige gegen den Faulbaum besteht vor allem bei diversen Darmleiden wie einem Darmverengung oder einem Darmverschluss und chronischen Darmerkrankungen. Die Rinde ist zudem bei einer Blinddarmentzündung, Unterleibsschmerzen mit unbekannter Ursache und schwerem Flüssigkeitsmangel, welcher mit einer Störung des Wasser- und Elektrolyt-Haushalts einhergeht.
Flüssige Darreichungen mit Faulbaumrinden-Flüssigextrakten enthalten manchmal Ethanol (Alkohol), sodass diese auch bei Personen kontraindiziert sind, welche aus medizinischen Gründen keinen Alkohol zu sich nehmen sollten.
Aufgrund fehlender Studien zur Sicherheit und Unbedenklichkeit des Faulbaums bei Kindern unter 12 Jahren, besteht auch hierbei eine Gegenanzeige.
Faulbaumrinde in der Schwangerschaft und Stillzeit
Die Faulbaumrinde ist bei schwangeren Frauen kontraindiziert, da es Hinweise dafür gibt, dass die Wirkstoffe (einige Anthranoide wie z.B. Emodin und Frangulin) gegebenenfalls eine Genotoxizität aufweisen, also zu Änderungen im genetischen Material führen können.
Eine Gegenanzeige besteht auch währen der Stillzeit, da einige Wirkstoffe wie die Anthranoiden und deren Stoffwechselprodukte wie das Rhein in die Muttermilch übergehen können.
Kontraindikationen von Abführmitteln
Wie alle Abführmittel sollte der Faulbaum außerdem auch in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:
- Koprostase (Stauung von Kot im Dickdarm)
- nicht diagnostizierte, akute oder chronische Magen–Darm-Beschwerden wie z. B.
- Unterleibsschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
Genannte Symptome können nämlich Anzeichen eines Darmverschlusses (Ileus) sein, welcher einen lebensbedrohlichen Zustand darstellt und sofortiger Behandlung bedarf.
Faulbaum – Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit dem Faulbaum und anderen Medikamenten
Nehmen Sie folgende Medikamente ein, sollten Sie sich vor der Einnahme der Faulbaumrinde ärztlichen Rat einholen:
- Herzglykoside
- Antiarrhythmika
- Medikamente, die das QT-Intervall verlängern
- Diuretika (harntreibende „Wassertabletten“)
- Adrenocorticosteroide (acth)
- Süßholzwurzel
Bei einem langfristigen Gebrauch von Abführmittel kann es zu einem Kaliummangel (Hypokaliämie) kommen, welcher die Wirkung von Herzglykosiden verstärkt und zu Wechselwirkungen mit Antiarrhythmika führt.
Wird die Faulbaumrinde zusammen mit Wassertabletten, Adrenocorticosteroiden oder Süßholz eingenommen, kann dies den Verlust von Kalium verstärken.
Quellen & Verweise
- HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products)
- Europäisches Arzneibuch (Ph.Eur.) 10. Ausgabe (Grundwerk 2020), Amtliche deutsche Ausgabe. Deutscher Apotheker Verlag
- Rudolf Hänsel, Otto Sticher (Hrsg.): Pharmakognosie – Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010 (Vorschau)
- Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen; Springer Medizin Verlag, Heidelberg (2008)
- Lexikon der Arzeipflanzen und Drogen; Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg
- Braun, R., & Zapf, T. Standardzulassungen und Standardregistrierungen für Fertigarzneimittel – Text und Kommentar. Stuttgart: Deutscher Apotheker Verlag (2019)
- W. Blaschek: Wichtel – Teedrogen und Phytopharmaka; Ein Handbuch für die Praxis; 6. Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart (2015)
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