Unter dem Begriff Persönlichkeitsstörung werden viele psychischen Erkrankungen zusammengefasst, bei denen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale besonders ausgeprägt, unflexibel oder gering angepasst sind.
Persönlichkeitsstörungen gehören zu den häufigsten Diagnosen der Psychiatrie und bezeichnen lange andauernde Muster des Erlebens und Verhaltens. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Erlebnissen in der Kindheit oder dem Erwachsenenalter, bis hin zu genetischen Faktoren oder erworbenen Beschädigungen des Gehirns.
Zu den Persönlichkeitsstörungen zählen also Erkrankungen wie das Borderline-Syndrom und die Schizophrenie aber auch Alzheimer und Gehirntumore. Folgender Ratgeber informiert Sie ausführlich zum Symptom Persönlichkeitsstörung.
Table of Contents
Was ist eine Persönlichkeitsstörung?
Inhaltsverzeichnis
Bei einer Persönlichkeitsstörung handelt es sich um ein Krankheitszeichen, das sich insbesondere in einer abnormen Persönlichkeitsstruktur und in bestimmten auffälligen Verhaltensweisen der Patienten widerspiegelt.
Die Mediziner beschreiben diese krankhaften Abweichungen als unangepasst und nicht flexibel. Darüber hinaus treten einige Merkmale der individuellen Persönlichkeitsstörung sehr stark hervor.
Typisch ist in diesem Zusammenhang ein nicht an normale Situationen angepasstes Verhalten und Erleben.
Im Endresultat sind diese Patienten in ihrer Leistungsfähigkeit und in ihrem Funktionieren mehr oder weniger intensiv eingeschränkt.
Störungen der Persönlichkeit sind durch eine Vielzahl an Merkmalen charakterisiert. Deshalb wird in der Medizin eine spezielle Klassifizierung angewandt.
Zu den Störungen der Persönlichkeit zähen zum Beispiel der Narzissmus, Angststörungen, Zwanghafte Störungen oder die Paranoia.
Klassifizierung der Persönlichkeitsstörungen
- Anankastische oder zwanghafte Störung der Persönlichkeit
- Schizotype Persönlichkeitsstörung
- Multiple Störung der Persönlichkeit
- Komplexe Störung
- Dependente Störung der Persönlichkeit
- Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung
- Dissoziale Störung der Persönlichkeit
- Emotional instabile Störung (Borderline)
- Narzisstische Störung der Persönlichkeit
- Histrionische Persönlichkeitsstörung
- Schizoide Störung der Persönlichkeit
- Zwanghafte Störung
- Paranoide Störung der Persönlichkeit
- Ängstliche Persönlichkeitsstörung
Des Weiteren kommt es bei den Auffälligkeiten oftmals zu sogenannten Überschneidungen oder Überlagerungen, was die Erkennung der dahinter verborgenen Erkrankungen natürlich erschwert.
Ursachen – Wie kommt es dazu?
Welche Ursachen führen zu einer Persönlichkeitsstörung?
Gegenwärtig sind die alleinigen Ursachen für eine Störung der Persönlichkeit noch nicht komplett erforscht.
Man nimmt allerdings an, dass sich eine Persönlichkeitsstörung durch einen ganzen Komplex der unterschiedlichsten Auslöser entwickelt.
Das besondere Augenmerk liegt hierbei auf Komponenten wie:
- genetischer Disposition beziehungsweise einer erblich bedingten Veranlagung
- sozialen Einflüssen
- familiären Komponenten
- körperlichen oder psychischen Traumata oder Verletzungen
- permanenten Kränkungen
- diversen Krankheiten
Psychische und physische Erkrankungen, die zu den Persönlichkeitsstörungen gehören, sind:
- Tumore des Gehirns
- Alzheimer Demenz
- Borderline-Syndrom
- Schizophrenie
- Paranoide Schizophrenie
- Narzissmus
- Dissoziale Persönlichkeitsstörung
- Multiple Persönlichkeitsstörung
- Münchhausen-Syndrom
Kommt es schon in sehr früher Kindheit zu einem Erleben, das durch körperliche oder sexuelle Gewalt oder durch Vernachlässigung geprägt ist, ergeben sich Veränderungen in der Hirnstruktur. Diese Abweichungen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Amygdala. Der Mandelkern ist ein Hirnareal, in dem Faktoren wie Stress, Ängste und Gefahrenanzeichen verarbeitet werden.
Bei Menschen mit dem Symptom Persönlichkeitsstörung ist dieses Organ kleiner als bei Patienten, die in einem „gesunden“ Umfeld aufgewachsen sind. Gerade bei Kindern spielen die Erfahrungen, die sie mit wichtigen Bezugspersonen gemacht haben, eine entscheidende Rolle.
Außerdem zeigen Personen mit einer Störung der Persönlichkeit eine Übererregbarkeit der Amygdala. Abweichungen in der Aktivität ergeben sich bei diesem Patientenkreis ebenfalls im Hippocampus. Der Hippocampus ist gleichfalls ein Organ, das dem sogenannten limbischen System zugehörig ist.
Persönlichkeitsstörungen werden darüber hinaus bestimmt durch physiologische Abweichungen des:
- serotenerges Syndrom (setzt sich aus Krankheitsanzeichen des zentralen, peripheren sowie willkürlich arbeitenden Nervensystems zusammen)
- cholinergen Systems (betrifft Nervenzellen, die durch Acetylcholin, einem biochemischen Botenstoff, erregt werden)
- der hypothalamisch hypersitären Stressachse (Aktivierungskette, die in Stresssituationen durch die Hirnanhangsdrüse angeregt wird)
Diagnose & Verlauf
Um eine Persönlichkeitsstörung diagnostizieren zu können, müssen meist mehrere Fachärzte und Therapeuten konsultiert werden. Dazu zählen Psychiater und Psychologen. In die Diagnostik werden Gespräche mit dem Hilfe suchenden selbst und engen mit Bezugspersonen des Umfeldes einbezogen.
Des Weiteren stehen zusätzliche diagnostische Mittel wie:
- Fragebögen
- Checklisten
- standardisierte, speziell strukturierte Interviews
zur Verfügung.
Die Persönlichkeitsstörungen drücken sich darin aus, dass die betroffenen Patientinnen und Patienten eine „abnormale“ Struktur der eigenen Person aufweisen. Involviert sind in diesem Zusammenhang sowohl die persönliche Wahrnehmung als auch Prozesse wie das Denken, die Beziehung zu Mitmenschen und das Denken.
Aus dieser gestörten Basis heraus kommt es im Laufe des Lebens teilweise frühzeitig oder erst im reifen Alter zur Entstehung verschiedener psychischer Erkrankungen wie Borderline, Depression, Angststörungen oder Essstörungen.
Umgekehrt können diese Krankheiten ebenfalls das Symptom Persönlichkeitsstörung bedingen. Mediziner fassen diese Erscheinung als Komorbidität oder Begleiterkrankheit zusammen.
Persönlichkeitsstörungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie schon im Kindesalter beginnen und auf Lebenszeit erhalten bleiben. Mit zunehmendem Alter kann es passieren, dass eine Persönlichkeitsstörung in ihrer Intensität nachlässt oder nicht mehr in Erscheinung tritt.
Je nachdem, welche Störung der Persönlichkeit vorliegt, können Betroffene unter Umständen aggressiv werden und für Außenstehende nicht nachvollziehbare Ängste entwickeln.
Obwohl eine Persönlichkeitsstörung schon im Kindesalter beginnt, kann ein derartiges Symptom nicht vor dem 14. Lebensjahr diagnostiziert werden. Mit fortschreitender Persönlichkeitsreifung verschwindet das Symptom bis zum 18. Lebensjahr meist wieder, kann danach allerdings wieder auftreten.
Häufigkeit & Diagnosedaten
Diagnosedaten und Statistiken zur Häufigkeit der Persönlichkeitsstörung
Ein Symptom wie eine Persönlichkeitsstörung geht in der Regel mit einem vorübergehenden vollstationären Aufenthalt in einer Klinik einher. Auswertungen statistischer Zahlen in den Jahren 2000 bis 2015 ergeben, dass sich die Anzahl der Patienten von etwa 1.600 bis 2.200 erhöht hat.
Ein besonders hoher Anstieg der Persönlichkeitsstörun wurde bei den männlichen Patienten verzeichnet. 2000 suchten knapp 1.000 Männer die medizinische Hilfe in einem Kranken hau, 2015 mussten knapp 1.400 männliche Betroffene eine vollstationäre Therapie in Anspruch nehmen.
Dank ausgezeichneter therapeutischer Maßnahmen hat sich die durchschnittliche Verweildauer von ungefähr 29 auf 21 verringert.
Komplikationen beim Symptom
Da sich Persönlichkeitsstörungen unterschiedlich äußern, müssen auch die Komplikationen dementsprechend differenziert betrachtet werden. Die Persönlichkeitsstörungen können zudem in zwei Richtungen Gehen. Zum einen können Personen mit einer Störung der Persönlichkeit ständig unter psychischen Krisen leiden. Diese verlangen ständig nach einem Aufenthalt in ärztlicher Kontrolle, sodass die Betroffenen immer weiter vom Alltag abrücken. Zum anderen neigen viele Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung dazu, straffällig zu werden.
Nicht minder bedeutungsvoll sind beim Symptom Gefährdungen wie Selbstverletzung, Gewalt und ständige Aggressivität gegen andere Menschen sowie ein ernst zu nehmendes Selbstmordrisiko. Darüber hinaus sollen extreme Leidenszustände und soziale Konflikte nicht unterschätzt werden, denn sie führen zu einer zunehmenden Instabilität der Psyche.
Wann zum Arzt?
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Persönlichkeitsstörung ist in jedem Fall psychotherapeutisch oder zumindest fachärztlich zu behandeln. Schon allein die Stellung der Diagnose obliegt einem kompetenten Mediziner. Da sich die Betroffenen einem immensen Leidensdruck ausgesetzt fühlen, kann dieser durch einen Arzt oder Psychologen gemindert werden.
Außerdem muss die Persönlichkeitsstörung von anderen psychischen Krankheiten wie Alkohol-, Drogensucht und Depression abgegrenzt werden. Das bringt nicht nur Klarheit für den Mediziner, sondern ebenso für die Patientinnen und Patienten selbst.
Mit Sicherheit geht es auch darum, eine Zuspitzung des Leidens zu vermeiden. Kommt es beispielsweise zu Selbstmordgedanken oder zu einem anhaltenden Gefühl von Ausweglosigkeit und Verzweiflung, dann bringt der Gang zum Arzt oder zum Psychologen eine immense Entlastung. Dasselbe trifft auf ein aggressives Verhalten zu.
Behandlung & Therapie
Grundsätzlich sollten die Betroffenen wissen, dass Symptome wie eine Persönlichkeitsstörung gut behandelt werden können. Derartige Beschwerden sind kein Anlass mehr, sich zu schämen. Bei der Therapie einer Persönlichkeitsstörung greifen die Ärzte auf mehrere Kombinationen aus den Bereichen Psychoanalytik, Tiefenpsychologie und kognitive Verhaltenstherapie zurück.
Diese beinhalten Medikamente wie Psychopharmaka:
- Antidepressiva wie Serotoninwiederaufnahmehemmer
- Atypische Antipsychotika
- Stimmungsstabilisierende Arzneimittel
- Antiepileptika
Weitere Therapieverfahren:
- Interpersonelle Therapie (setzt sich aus Segmenten der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie zusammen)
- Klärungsorientierte Psychotherapie (beruht auf der kognitiven Verhaltens- und der Gesprächstherapie)
- Schema-Therapie nach Jeffrey Young (basiert auf der kognitiven Behandlung nach Aaron Beck)
Vorbeugung & Prävention
Die beste Prävention gegen eine Persönlichkeitsstörung ist, eine rechtzeitige Therapie durch einen für Kinder oder Jugendliche geschulten Therapeuten einzuleiten. Gleichzeitig sollten alle belastenden ursächlichen Auslöser nach Möglichkeit ausgeschaltet werden. Eine gezielte Vorbeugung gegen eine Persönlichkeitsstörung ist bislang nicht bekannt.
Je nach Ursache kann jedoch der zugrunde liegenden Krankheit teilweise vorgebeugt werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie in folgenden Ratgebern:
- Alzheimer Prophylaxe mit der Ginkgo Pflanze
- Maßnahmen, die das Risiko von Alzheimer senken
- Vorbeugung zur Vermeidung einer Demenz
- Maßnahmen zur Vermeidung einer Schizophrenie
Alternative Medizin
Da die Ursachen für eine Persönlichkeitsstörung sehr unterschiedlich sein können, eignen sich hierfür auch jeweils komplett andere Hausmittel und Alternativheilverfahren. Bei einem Alzheimer können also völlig andere Hausmittel, Tipps und Tricks hilfreich sein, als etwa bei einem Borderline-Syndrom oder aber einem Hirntumor.
In folgenden Ratgebern finden Sie Hausmittel und Alternativheilverfahren wie Naturheilkunde mit Heilpflanzen, Homöopathie mit Globuli, Aromatherapie mit ätherischen Ölen, Schüssler-Salze und weitere Maßnahmen, die bei der jeweiligen Persönlichkeitsstörungen helfen können:
- Hausmittel und alternative Behandlungsmethoden bei einer Schizophrenie
- Hilfreiche Hausmittel und Alternativheilverfahren beim Münchhausen-Syndrom
- Hausmittel und Alternativmedizin bei Narzissmus
Hilfreiche Hausmittel
Welche Hausmittel können helfen?
Wie bereits erwähnt, sind je nach Ursache komplett andere Hausmittel zur Behandlung und Linderung der Symptome sinnvoll.
Bei Vorliegen körperlicher Leiden können Anwendungen wie:
- Essenzen aus Kräutern wie Bachblüten oder rock rose
- eine ausgewogene Ernährungsweise ohne Hungern
- verschiedene Heilpflanzen wie Ginseng und Johanniskraut
lindernd wirken.
Alternative Heilmittel
Welche alternativen Heilmittel sind gegen eine Persönlichkeitsstörung zu empfehlen?
Die Orthomolekularmedizin empfiehlt die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren, Folsäure, L-Tryptophan und Vitamin B12.
Empfehlenswert sind in Abhängigkeit von den Beschwerden eine Lichttherapie sowie ein Herkohärenztraining und Entspannungstechniken wie Yoga, Qi Gong und Tai Chi.
Homöopathie & Globuli
Die Homöopathie hält für Menschen, die sich für alternative Anwendungen gegen eine Persönlichkeitsstörung interessieren beispielsweise Acidum phosphoricum als D4 Globuli gegen Kummer, Silicea als Globuli D6 und D12 gegen Antriebslosigkeit am Morgen und Calcium carbonicum Hahnemann Globulie D30 gegen Alleinseinsängste bereit.
Schüssler-Salze
Als Schüssler Salze eignen sich Calcium phosphoricum Nr.2 sowie Kalium phosphoricum Nr. 5 und Lithium chloratum Nr. 16.
Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen (FAQ) zur Persönlichkeitsstörung.
Was sind die Symptome einer Persönlichkeitsstörung?
Es gibt viele Arten von Persönlichkeitsstörungen, die auch jeweils andere Symptome vorweisen. Grundlegend kann die Störung jedoch in folgende drei Gruppen mit den genannten Symptomen eingeteilt werden:
- Exzentrisch & Sonderbar: Paranoide, schizotype und schizoide Persönlichkeitsmerkmale
- Emotional & Dramatisch: Hysterie, Narzissmus, emotionale Instabilität oder dissoziale Persönlichkeitsmerkmale
- Furchtsam & Ängstlich: Selbstunsicherheit, Abhängigkeit, Zwanghaftigkeit, passive Aggressivität
Was ist die Definition von Persönlichkeitsstörungen?
Als Persönlichkeitsstörung (PS) wird eine Klasse von Störungen aus der Psychiatrie bezeichnet. Hierbei kommt es zu einer besonderen Ausprägung, besonderen Unflexibilität und / oder einer besonders geringen Anpassung bestimmter Merkmale von der Persönlichkeitsstruktur.
Was sind die Kriterien einer Persönlichkeitsstörung nach ICD-10?
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (kurz ICD) teilt die Persönlichkeitsstörungen wie folgt ein:
- paranoide Persönlichkeitsstörung (f60.0)
- schizoide Persönlichkeitsstörung (f60.1)
- dissoziale Persönlichkeitsstörung (f60.2)