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In diesem Beitrag erfährt der Leser, in welchen Produkten es enthalten ist und ob der Verzehr gesundheitlich bedenklich ist.
Was ist Natriumhydrogencarbonat?
Inhaltsverzeichnis
Natriumhydrogencarbonat, auch Natron, besitzt die chemische Summenformel NaHCO3. Dabei handelt es sich um ein Salz der Kohlensäure und wird den Hydrogencarbonaten zugerechnet.
Diese Bezeichnung ist nicht zu verwechseln mit Natriumcarbonat (Soda). Manchmal wird Natriumhydrogencarbonat auch als Natriumbicarbonat oder doppeltkohlensaures Natron bezeichnet, was veraltete und unzutreffende Bezeichnungen sind.
In Handelsgeschäften findet man Natriumhydrogencarbonat auch unter den Namen Backsoda, Speisesoda, Speisenatron, Backnatron sowie Markennamen.
Das weiße, feine Pulver zersetzt sich bei über 65 °C und wird durch Abspaltung von Kohlenstoffdioxid und Wasser zu Natriumcarbonat.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
Natriumhydrogencarbonat kommt in Lebensmittelbetrieben als Backtriebmittel, Säureregulator und Trägerstoff zum Einsatz.
Es ist ein üblicher Küchenhelfer und ein gutes Backtriebmittel, denn es ist auch im Backpulver enthalten. Für das Backen ist es ideal, da es schon bei etwas über 60 °C Kohlenstoffdioxid abgibt und in den Stoff Sesquicarbonat umgewandelt wird.
Dieser Stoff wiederum setzt mit einer leichten Säure Kohlenstoffdioxid frei. Das freigesetzte Gas vergrößert das Volumen des Teiges, sodass er aufgeht und gelockert wird.
In Trinkwasser reguliert Natriumhydrogencarbonat den Säuregrad. Es schließt unlösliche Bestandteile von Lebensmitteln auf, zum Beispiel erhöht es die Farbintensität von Kakao. Gemeinsam mit Dinatriumphosphat wird das Gerinnen von Kondensmilch verhindert.
- In Brühwurst, Kochkäse und Schmelzkäse unterstützt es die Mischbarkeit der Komponenten, die im Normalfall nicht mischbar wären.
- In der Lebensmittelindustrie kommt Natriumhydrogencarbonat auch in Brausepulvern zum Einsatz.
- Im medizinischen Bereich wird es gern als Helfer gegen Sodbrennen genutzt, da es eine neutralisierende Wirkung hat. Es wird ebenfalls zur Behandlung von Vergiftungserscheinungen durch Barbiturate, als Infusionsmittel bei der Behandlung einer Azidose, als Dialysezusatzmittel sowie als Inhaltsstoff von Brausetabletten, wie Aspirin, verwendet.
- In alten Kulturen wurde es zur Mumifizierung von Leichen eingesetzt.
- In landwirtschaftlichen Betrieben ist Natriumhydrogencarbonat ein Mittel gegen Graufäule oder Mehltau.
- Es ist ebenfalls in Feuerlöschern enthalten.
- Im Haushalt wird es zum Enthärten des Wassers für die Zubereitung von Kaffee und Tee genutzt sowie zum Lösen angekrusteter Essensreste oder zum Lösen von WC-Ablagerungen.
- Etwas Natriumhydrogencarbonat ins Kochwasser gegeben kocht Hülsenfrüchte schneller weich und entzieht einigen Kohlsorten die Blähwirkung.
- Es wirkt Mundgeruch, schlechtem Geruch im Abfluss, in Schuhen, im Katzen-WC oder im Kühlschrank entgegen.
- Weiterhin dient es als Ersatz von Deo und als Zusatz in Fußbädern.
- Ein Brei aus Natriumhydrogencarbonat und Wasser lindert den Juckreiz bei Insektenstichen und lässt die Schwellung schneller abklingen.
- Ein T-Shirt in Wasser mit Natriumhydrogencarbonat getaucht und feucht übergezogen lindert die Beschwerden bei Sonnenbrand.
- Auch im Garten kommt weiches Wasser durch Natriumhydrogencarbonat zahlreichen Pflanzen zugute.
Ein Kurzüberblick über die Einsatzgebiete:
- Garten
- Landwirtschaft
- Haushalt
- Medizinische Behandlungen
- Lebensmittelindustrie
- Kosmetika
Allgemeines
Allgemeines | |
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Name | Natriumhydrogencarbonat |
Andere Namen |
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Summenformel | NaHCO3 |
Kurzbeschreibung | farbloser, geruchloser, kristalliner Feststoff |
Wirkungsweise
So wirkt Natriumhydrogencarbonat
Natriumhydrogencarbonat kam früher oft bei der Behandlung von Krankheiten mit erhöhtem Säureanteil des Magens zum Einsatz.
Natriumhydrogencarbonat begünstigt den Anstieg des pH-Wertes im Magen. In kurzer Zeit erhöht er sich auf mehr als 7. Das ist der säurebindenden Eigenschaft des Natriumhydrogencarbonats zuzuschreiben. Diese Wirkung entfaltet sich nicht nur im Magen, sondern im ganzen Körper.
Wenn Natriumhydrogencarbonat als Badezusatz verwendet, wirkt das entstehende Kohlendioxid anregend und durchblutungsfördernd auf die Haut.
Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Natriumhydrogencarbonat
Natriumhydrogencarbonat soll gegen Übersäuerung des Magens helfen und ebenfalls eine Wirkung auf die Bauchspeicheldrüse haben.
Wenn zum Beispiel der Fett-, Eiweiß- und Zuckerhaushalt gestört ist, soll Natriumhydrogencarbonat die überschüssige Harnsäure binden. Aus diesem Grund setzen es Heilpraktiker gegen Gicht und rheumatische Beschwerden ein.
Natriumhydrogencarbonat soll die Stoffwechseltätigkeit ankurbeln und darüber hinaus die Bildung von Harnstoff zur Entgiftung von Ammoniak im Organ Leber stimulieren.
Die Ausscheidung von Harnstoff erfolgt über die Nieren. Natriumhydrogencarbonat unterstützt allgemein die Ausscheidung der gesamten über den Harn ausgeschiedenen Substanzen.
Anwendungsgebiete
Wann wird Natriumhydrogencarbonat eingesetzt?
Natriumhydrogencarbonat wird zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt, die mit der Bildung von übermäßiger Säure verbunden sind. Bei einer Azidose kommt der Wirkstoff zum Einsatz, um den pH-Wert im Blut zu steigern.
Natriumhydrogencarbonat wird hierzu in Form von Tabletten, die resistent gegenüber dem Magensaft sind, oder als Infusionslösung verabreicht. Eine Azidose kann zum Beispiel durch eine chronische Störung der Nierenfunktion oder Diabetes mellitus verursacht werden.
Der Wirkstoff wird nur noch in seltenen Fällen bei Speiseröhrenentzündungen oder Sodbrennen eingesetzt. Er lindert Beschwerden und bindet den Überschuss an Magensäure, kann aber auch heftige Blähungen verursachen. Deshalb werden heute andere Mittel zur Säurebindung genutzt.
Natriumhydrogencarbonat kann im Badewasser leichte Durchblutungsstörungen und leichten Bluthochdruck lindern.
Kombiniert mit Natriumdihydrogenphosphat sowie Natriummonohydrogenphosphat kann Natriumhydrogencarbonat als Abführmittel dienen. Es wird auch vor einer Darmuntersuchung zur Stimulierung der Stuhlentleerung angewendet.
Richtige Anwendung
So wird Natriumhydrogencarbonat angewendet
Durch den hohen pH-Wert wirkt Natriumhydrogencarbonat ausgleichend auf die Übersäuerung des Körpers. Es pflegt auch die Zähne und die Haut. Es kann gegen Beläge im Mundraum und gegen Mundgeruch angewendet werden.
Empfohlene Dosierung:
Ein halber Teelöffel Natriumhydrogencarbonat beziehungsweise Natron wird in einem Glas Wasser aufgelöst (am besten warm). Anschließend wird mit dieser Lösung gegurgelt, bis ein frischer Geschmack im Mund auftritt.
Wer Natriumhydrogencarbonat täglich in seine Ernährungsweise einbauen möchte, kann diese Dosierung anwenden:
- Ein halber Teelöffel Natriumhydrogencarbonat in einem Glas Wasser auflösen und trinken.
- Das Gemisch schmeckt nicht sonderlich angenehm. Man gewöhnt sich allerdings nach kurzer Zeit daran. Schon bald sind die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und den Körper spürbar.
Medikamente
Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Natriumhydrogencarbonat?
Das Medikament BicaNorm beinhaltet Natriumhydrogencarbonat. In diesem Medikament sind die nachfolgenden nicht arzneilich wirksamen Inhaltsstoffe enthalten:
- Hypromellose
- hochdisperses Siliciumdioxid
- Talkum
- Titandioxid (E 171)
- mikrokristalline Cellulose
- Eudragit L 100-55
- Calcium-Arachinat
- Copovidon
- Carboxymethylstärke
- Natriumhydroxid
- Kartoffelstärke
- Macrogol 6000
Handelsnamen
Handelsnamen von Produkten mit Natriumhydrogencarbonat sind unter anderem:
- AC-Vital
- Acaroid
- ACC
- Additiva Vitamin
- Aerius
- Alendron
- ALK depot
- Alka-Seltzer
- Alkala
Indikationen
Indikationen (Anwendungsgebieten) von Natriumhydrogencarbonat sind:
In der Medizin:
In der Medizin wird Natriumhydrogencarbonat unter anderem in folgenden Fällen eingesetzt:
- Zahnpflege und professionelle Zahnreiningung
- Sodbrennen
- Vergiftungen
- Trinklösung zur Darmreinigung
- Puffersubstanz bei einer Hämodialyse
- metabolische Azidose
- Hyperkaliämie
Darüber hinaus findet Natron auch in folgenden Bereichen Anwendung:
- Lebensmitteltechnik (z. B. Backpulver, Brausepulver)
- Sporternährung (Ausdauer)
- Luftfahrtechnik
- Umwelttechnik
- Landwirtschaft
- Feuerlöschpulver
- Stecken von Drogen
- Im Haushalt (z. B. als Putzmittel, zur Gerüche-Neutralisation, Mittel gegen Kakerlaken und Ameisen)
- Aquaristik
- Im Poolwasser
- Im Labor
Gegenanzeigen
Wann darf Natriumhydrogencarbonat nicht verwendet werden?
Arzneimittel mit Natriumhydrogencarbonat dürfen bei Überempfindlichkeit gegen diesen Stoff nicht angewendet werden.
Bei einer Alkalose, einem erhöhten Natriumspiegel im Blut oder einem niedrigen Kaliumspiegel im Blut darf Natriumhydrogencarbonat weder eingenommen noch gespritzt werden.
Vorsicht ist auch bei gestörtem Wasserhaushalt im Körper, verminderter Atmung und geringem Calciumspiegel im Blut angebracht.
Bei Verätzungen im Magen durch Säure darf der Wirkstoff nicht verwendet werden, da es zu Rissen in der Magenwand kommen kann.
Vollbäder mit diesem Wirkstoff sind zu vermeiden, wenn man an einer gestörten Atemfunktion, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, ungeklärten Erkrankungen der Haut, Infektionskrankheiten mit Fieber und hohem Blutdruck leidet.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Natriumhydrogencarbonat sollte während einer Schwangerschaft nur nach ärztlicher Konsultation angewendet werden. Das Mittel beeinflusst nicht nur den Säure-Base-Haushalt der Mutter, sondern auch auf den des Babys.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Natriumhydrogencarbonat sollte bei Kindern unter 12 Jahren nur nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Die Dosierungsanleitung sollte sehr genau eingehalten werden.
Risiken & Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen hat Natriumhydrogencarbonat?
Bei der Anwendung von Natriumhydrogencarbonat können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten. Diese können vermieden werden, wenn zum Beispiel beim nächsten Mal die Dosis verringert wird.
Vorwiegend kann es zu Beschwerden im Magen-Darm-Bereich kommen, wie:
- Durchfall
- Blähungen
- Völlegefühl
- Bauchschmerzen
- Aufstoßen
- Erbrechen
- Übelkeit
Wird der Wirkstoff stark überdosiert, kann es zu Verätzungen kommen.
Wenn Natriumhydrogencarbonat über längere Zeit eingenommen, kann der Natriumspiegel des Blutes steigen und der Calciumspiegel sinken.
Falls dieser zu niedrig ist, können Krämpfe in den Muskeln, vor allem im Wadenbereich, auftreten. Ist der Natriumwert zu hoch, kann dies Bluthochdruck begünstigen.
Durch eine langfristige oder häufig überdosierte Einnahme können auch Nierensteine oder ein gestörter Wasserhaushalt im Körper auftreten.
Weiterhin sind eine Hypokaliämie, eine Alkalose oder eine Hypernatriämie möglich. Natriumhydrogencarbonat ist nicht mehr als Antazidum geeignet, denn es lindert die Beschwerden nur für kurze Zeit.
Wechselwirkungen
Welche Wechselwirkungen zeigt Natriumhydrogencarbonat?
Die Wechselwirkungen können je nach Form eines Medikaments, wie Tablette oder Salbe, variieren. Durch die Anwendung des Natriumhydrogencarbonats kann sich der pH-Wert des Verdauungsapparates oder der Nieren ändern.
Das beeinflusst auch die Absorption einiger Wirkstoffe sowie deren Ausscheidung, wie zum Beispiel:
- Glukokortikoide
- Acetylsalicylsäure
- Diuretika
- Alpha-Sympathomimetika
- Barbiturate
- Antidepressiva
- Chinidin
- Captopril
- Ciprofloxacin
- H2-Rezeptorenblocker
Andere Medikamente sollten mit einer Zeitdifferenz von 2 Stunden oder länger genommen werden.
Wichtige Hinweise
Was ist bei der Einnahme von Natriumhydrogencarbonat zu beachten?
Natriumhydrogencarbonat ist heute vorwiegend als Backpulverbestandteil bekannt. Backpulver ist aber nicht das gleiche, denn es enthält noch andere Inhaltsstoffe, die den Erfolg einer Behandlung zunichtemachen können.
Natriumhydrogencarbonat sollte im Idealfall in reiner Form in der Apotheke gekauft werden, um es medizinisch anzuwenden.
Die Einnahme ist nicht immer frei von Nebenwirkungen. Es kann durch die Umwandlung in Kohlensäure zu Aufstoßen und Blähungen kommen, was förderlich für Sodbrennen ist. Bei übermäßigem Konsum kann eine Alkalose auftreten.
Abgabevorschriften
So erhalten Sie Medikamente mit Natriumhydrogencarbonat
Natriumhydrogencarbonat gibt es rezeptfrei in Drogerien sowie Apotheken. Auch Onlineshops bieten es an.
Geschichte
Seit wann ist Natriumhydrogencarbonat bekannt?
Die Historie des Natriumhydrogencarbonats ist schon Jahrtausende alt. Der Name Natron war bereits im antiken Ägypten bekannt, wo es ntrj (göttlich) hieß.
In der Epoche der Pharaonen war die vielseitige Wirkung des Mittels sehr bekannt und man nutzte sie zum Beispiel zur Mumifizierung, um die Leichen zu trocknen.
Auch im europäischen Raum ist es schon lange bekannt. Man wusste um die vielen Einsatzmöglichkeiten und die ökologische Abbaufähigkeit.
Ernest Solvay ersann 1860 eine Methode, mit der Kochsalz mit Wasser unter Zuhilfenahme von Ammoniak zu Natron sowie Salmiak reagierte. Das Verfahren wird auch heute noch bei der Herstellung großer Mengen des Mittels eingesetzt.
Warnhinweise
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Bei der Behandlung sollte immer wieder eine Kontrolle des Säure-Basen-Haushaltes erfolgen.
- Patienten, die einen pH-Wert unterhalb von 7,2 haben, sollten den Stoff nur als Infusion bekommen.
- Andere Medikamente sollten mindestens im Abstand von 2 Stunden nach dem Wirkstoff eingenommen werden.
- Manchmal können allergische Reaktionen durch Arzneimittel auftreten. Bei solchen Anzeichen sollte unverzüglich der Arzt oder der Apotheker informiert werden.
Quellen
- Adeva-Andany M.M. et al. Sodium bicarbonate therapy in patients with metabolic acidosis. ScientificWorldJournal, 2014, 2014, 627673 Pubmed
- Die Verbraucher Initiative e. V.: Zusatzstoffe online/Natriumcarbonat; www.zusatzstoffe-online.de (letzter Aufruf: 19.07.16)
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- European Food Safety Authority (EFSA) / Panel on Food Contact Materials, Enzymes, Flavourings and Processing Aids: Scientific Opinion on the safety assessment of the active substances, sodium erythorbate, sodium carbonate, sodium bicarbonate, iron sulphat
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Nordic Council of Ministers: Food Additives in Europe 2000- Status of safety assessments of food additives presently permitted in the EU; Januar 2002
- Forschungsinstitut für biologischen Landbau: FiBL-Fachdossiers zum Projekt 08OE0514: Alternativen zum Einsatz von Zusatzstoffen in der Verarbeitung von biologischen Lebensmitteln sowie Vermeidung bzw. Verringerung des Einsatzes von Zusatzstoffen zur Siche