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Folsäure

by Danaae

Folsäure ist ein Vitamin aus dem B-Komplex. Der Stoff ist hitze- und lichtempfindlich und kann vom menschlichen Körper nicht selbstständig hergestellt werden. Weitere Bezeichnungen lauten Folat, Folacin, Vitamin B9 und Vitamin B11.

Folsäuremangel kann einige Erkrankungen nach sich ziehen und ist insbesondere während der Schwangerschaft eine Gefahr für das Ungeborene, weshalb synthetische Folsäure in Tablettenform angeboten wird, um den Bedarf auszugleichen.

Folsäure , Vitamin B9, Vitamin M, Vitamin B11 , Folat Was ist Folsäure?

Unter dem Sammelbegriff “Folat” werden verschiedene Verbindungen zusammengefasst, die alle folgende Grundstruktur beherbergen: 2-Amino-4-Hydroxypteridin, p-Amino-Benzoesäure und ein mit der Säure verbundener (poly-)Glutamylrest.

In der Natur und im menschlichen Körper kommen verschiedene Derivate, z.B. Methyltetrahydrofolat, Folinsäure oder Folacin vor, während “Folsäure” allein die synthetische Form beschreibt, welche als Vitaminsupplement eingesetzt wird.

Diese Substanz ist stabiler und damit länger lagerbar als die natürlich vorkommenden Abkömmlinge.

Die größten natürlichen Quellen für Folate stellen Hefen und Geitreidekeimlinge dar, aber auch Hülsenfrüchte, Leber vom Kalb und Geflügel, Petersilie und Sonnenblumenkerne weisen signifikante Mengen der Substanz auf.

Die chemische Industrie kann Folsäure im Tonnenmaßstab herstellen und dadurch die Versorgung der Bevölkerung sichern. Die empfohlene Tagesdosis beträgt für einen Erwachsenen Menschen 200-300 µg, bei Schwangeren mindestens 500 µg Folate.

Ab etwa 1 mg Folsäure pro Tag kann der Körper keinen weiteren Nutzen aus einer Zufuhr ziehen. In Deutschland fallen rund 50% der Bevölkerung unter mindestens einen leichten Folsäuremangel, mehr als drei Viertel aller Deutschen nehmen zu wenig Folate mit der Nahrung auf.

Als Vorstufe zum Coenzym THF spielt Folsäure eine wichtige Rolle bei allen biochemischen Reaktionen, in denen C1-Gruppen (Methyl-, Methylen- und Formyl-Gruppen) transferiert werden müssen. Diese sind für die Synthese von dna-Bestandteilen wichtig.

Ein Folsäuremangel wirkt sich negativ auf das Blutbild aus und kann in der Schwangerschaft zu Fehlbildungen des Kindes führen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Vorbeugendes Nahrungsergänzungsmittel
  • Vorbeugung oder Beseitigung eines Folsäuremangels
  • Behandlung der megaloblastischen Anämie
  • Versorgung in der Schwangerschaft zur Verhinderung von Neuralrohrdefekten des Embryos und Ausgleich eines anderweitig gesteigerten Folsäurebedarfs
  • prophylaktische Bedeutung gegen Arteriosklerose

Allgemeines

Allgemeines
NameFolsäure
Andere Namen
SummenformelC19H19N7O6
Kurzbeschreibungorangegelbes, kristallines Pulver

Wirkungsweise

So wirkt Folsäure

Alle biologischen Funktionen der Folsäure werden von Tetrahydrofolat (THF oder FH4) und seinen methylierten Varianten ausgeübt.

Da es zur Rückhaltung in der Zelle an Polyglutamat gebunden wird, lauten die wichtigen Formen 10-Formyl-FH4-Polyglutamat, Formyl-FH4-PG und 5-Methyl-FH4-Polyglutamat.

Als Coenzym dient es in biochemischen Reaktionen als Überträger von C1-Gruppen insbesondere in der Synthese von Aminosäuren und Nukleinsäuren im Cytosol und den Mitochondrien. Zentrales Enzym hierbei ist die Zytoplasmatische C-1–Tetrahydrofolat-Synthase.

Wichtige Produkte von Reaktionen, an denen THF beteiligt ist, sind Inosinmonophosphat (Purinstoffwechsel), Methionin (Aminosäure), Serin (Aminosäure), Thymidilat und damit die Pyrimidinnukleinsäuren.

Aufgrund dieser fundamentalen Funktion ist Folsäure wichtig für sämtliche Formen des Zellwachstums und der Zellteilung sowie den dna- und Proteinstoffwechsel.

Im Folgenden ist dargestellt, welche Effekte ein Folsäuremangel haben kann:

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Folsäure wird als Tablette verabreicht und im Darm aufgenommen. Der Transport von einem Außenmedium in die Zelle wird stets von einem protonengekoppelten Folattransportermolekül gewährleistet.

Entsprechende Transportproteine existieren auch an der mitochondrialen Membran. Im Cytosol und im Mitochondrium wird THF zur Speicherung an Polyglutamat gebunden.

Die Aktivierung der Folsäure erfolgt in der Leber durch 4-Elektronen-Reduktion mit 2 NADH2 hin zum THF. Das hierfür kritische Enzym ist die Dihydrofolatreduktase.

Der Wirkstoff wird vom Körper nicht gezielt abgebaut oder ausgeschieden. Bei Sättigung des Organismus mit Folaten werden vor allem die Transportproteine weniger stark exprimiert und so die weitere Aufnahme gehemmt.

Ins Blut aufgenommene Überschüsse werden mit der Zeit über den Urin abgegeben. Unter Normalbedingungen und ohne zusätzliche Supplementation verliert der Körper etwa 2 bis 15 µg Folsäure auf diesem Weg.

Über die Galle ausgeschiedene Folsäure wird dagegen enterohepatisch resorbiert und fast vollständig zurückgewonnen.

In der Gallenblase liegt die Folatkonzentration etwa 10-fach höher als im Blut und kann von dort aus als Reservoir zur Regulation von Schwankungen genutzt werden. Dies ermöglicht eine Folat-Homöostase.

Da in den unteren Darmabschnitten Bakterien leben, welche selbstständig Folate synthetisieren können, kann die Ausscheidung über den Kot nicht genau gemessen werden. Die Konzentration an Folsäure in den Fäzes liegt um ein Vielfaches höher als die über die Nahrung aufgenommene Menge


Anwendungsgebiete

Wann wird Folsäure eingesetzt?

Hauptanwendungsgebiet der Folsäuresupplementation ist die Schwangerschaft. Hier wird mittlerweile standardmäßig die Einnahme entsprechender Präparate empfohlen, um Fehlbildungen vorzubeugen. Auch während der Stillzeit soll die Mutter weiter mit Folsäure versorgt werden.

Der Mensch kann bis etwa 15 mg Folate speichern und damit ohne Zufuhr einige Monate auskommen.

Da die Versorgung mit diesem Vitamin aber abhängig von den Ernährungsgewohnheiten sehr unterschiedlich sein kann, sollte bei Verdacht auf einen Mangel dieser im Blutbild überprüft werden.

Folatsupplemente ohne ärztliche Rücksprache “auf Verdacht” einzunehmen wird dagegen nicht empfohlen.

Ein weiterer Grund, um Folsäuretabletten einzunehmen ist eine vorangegangene Chemotherapie mit dem Folsäure-Analogon Methotrexat.

Da Krebszellen wesentlich stärker wachsen und im Verhältnis zu gesunden Zellen Folsäure in größerem Maße aufnehmen, kann man sie mit dem als Coenzym unwirksamen Methotrexat vergiften, indem diese Substanz die benötigten Folate verdrängt.

Da auch alle anderen Zellen mit Methotrexat konfrontiert werden, kann der Folsäurehaushalt nach der Behandlung erhöht werden, um Nebenwirkungen des Chemotherapeutikums abzumildern.


Richtige Anwendung

So wird Folsäure angewendet

Folsäuretabletten werden je nach Indikation und Folsäurespiegel des Patienten dosiert. Die tägliche Menge kann vom Mikro- bis in den niedrigen Milligrammbereich reichen. Die Tabletten nimmt man unzerkaut zu den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit ein.

Falls die orale Einnahme nicht möglich ist oder Standarddosierungen nicht die gewünschte Wirksamkeit erreichen, ist auch die Injektion i.m. möglich.

Da ein Folsäureüberschuss einen Vitamin B12-Mangel überdecken und die Folsäureaufnahme durch ausreichend Vitamin B12 begünstigt ist, wird empfohlen, bei Folsäuremangel gleichzeitig den Vitamin B12-Haushalt zu überprüfen und gegebenenfalls auch zu supplementieren.


Folsäure Medikamente

Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Folsäure?

Als Nahrungsergänzungsmittel ist Folsäure in einer Vielzahl von Präparaten enthalten. Im Folgenden sind daher nur einige aufgezählt:

  • Folsan 5 mg (Solvay)
  • Folsäure-ratiopharm 5mg
  • Doppelherz Folsäure 800 + B-Vitamine als Tablette
  • Folsäure Stada 5 mg

Handelsnamen

Handelsnamen von Präparaten mit Folsäure sind unter anderem:

  • Aminosyx®
  • B-Komplex Verla®
  • CAREIMMUN
  • Cefamagar®
  • Cefavit®
  • Cefavora
  • CentroVision®
  • Cernevit®
  • Cuvital®
  • Dreisavit®
  • Femifol Aiwa®
  • Floradix®
  • Folarell®
  • Folgamma®
  • Folsan®

Indikationen

Indikationen von Folsäure sind:

  • Folsäurenmangel: Bei einem Mangel an Folsäure entwickelt sich eine Blutarmut (Anämie). Der Mangel kann sich insgesamt auf das Blutbild auswirken.
  • In der Schwangerschaft: Während einer Schwangerschaft wird die tägliche Einnahme von Folsäure zur Vorbeugung von primitiven, neuroektodermalen Tumoren und Neuralrohrdefekten empfohlen.
  • Prävention: Insgesamt wird empfohlen, den Körper stets ausreichend mit Folsäure zu versorgen. Durch wissenschaftliche STudien konnte belegt werden, dass dies einen positiven Einfluss auf die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Krebs haben kann.

Gegenanzeigen

Wann darf Folsäure nicht verwendet werden?

Wenn eine Megaloblastenanämie infolge eines Vitamin B12-Mangels vorliegt, darf keine Folsäure gegeben werden.

Die gleichzeitige Einnahme von Folsäure und Folsäureantagonisten schließt sich aus.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Da Folsäure insbesondere in Schwangerschaft und Stillzeit zur Verhinderung von Fehlbildungen bzw. der Regeneration des Folsäurehaushalts eingesetzt wird, gibt es keine Anwendungsbeschränkungen für diese Zeiträume.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Es gibt keine Anwendungsbeschränkungen für Kinder.


Risiken & Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen hat Folsäure?


Wechselwirkungen

Welche Wechselwirkungen zeigt Folsäure?

Einige Antiepileptika können in ihrer Wirkung durch Folsäuresupplementation abgeschwächt werden. Patienten müssen entsprechend bei steigender Krampfneigung überwacht werden.

Folsäureantagonisten wie Thimethoprim, Proguanil oder Pyrimethamin und Zytostatika wie Methotrexat können sich mit Folsäure gegenseitig in der Wirksamkeit behindern. Die notwendigen Dosisanpassungen muss ein Arzt von Patient zu Patient unterschiedlich vornehmen.

Fluorouracil (Zytostatikum), zeitgleich mit Folsäure eingenommen, kann zu starken Durchfällen führen.

Das Breitbandantibiotikum Chloramphenicol kann die Aufnahme und Wirksamkeit von Folsäuresupplementen verhindern und darf daher nicht bei starken Mangelerscheinungen eingesetzt werden.


Wichtige Hinweise

Was ist bei der Einnahme von Folsäure zu beachten?

Es gibt Studien, die Hinweise zu einem erhöhten Krebsrisiko für Patienten bei Folsäureeinnahme in Kombination mit Vitamin B12 beschreiben. Dabei traten maligne Lungentumore mit erhöhter Sterblichkeit der Betroffenen auf. Inwiefern dies an einem der Stoffe oder beiden gemeinsam liegt, ist bisher noch Gegenstand von Diskussionen.

Die Überdeckung eines möglichen Vitamin B12-Mangels stellt die größte Gefahr bei einer Überdosierung von Folsäure dar. Aus diesem Grund gilt in den USA z.B. das obere Einnahmelimit von 1000µg Folsäure. Für über die Nahrung aufgenommene Folsäure existieren dagegen keine Grenzwerte.


Abgabevorschriften

So erhalten Sie Medikamente mit Folsäure

Folsäure-haltigen Medikamente sind nicht verschreibungspflichtig. Dennoch wird empfohlen, entsprechende Präparate nur in Rücksprache mit einem Arzt einzunehmen, um eventuell vorhandene andere Vitaminmängel oder mögliche Unverträglichkeiten oder Wechselwirkungen abzuklären.

Bei allergischen Reaktionen auf Folsäurepräparate muss umgehen ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.


Geschichte

Seit wann ist Folsäure bekannt?

1931 konnte die britische Forscherin Lucy Wills zeigen, dass sich einige Formen der Anämie durch Gabe von Brauhefe revertieren ließen. Die Isolierung von Folat als Reinsubstanz gelang erst 1941 aus Spinatblättern und gab dem Stoff seinen Namen (lat. “folium”, Blatt).

Später gelang einem als “folic acid boys” bekannten Team die Aufklärung der Kristallstruktur des Vitamins. Dies wiederum führte zur Entwicklung der ersten Folat-Antagonisten zur Behandlung von Leukämie.

Während die Wirkungsweise der Folate in den 1950ern und 60ern aufgeklärt wurde, erkannte man auch den Zusammenhang zwischen ihrer Mangelversorgung und dem Auftreten von Neuralrohrdefekten bei Föten.

Infolge dieser Entdeckung empfahlen immer mehr Länder die Supplementierung von Schwangeren mit Folsäure. Mittlerweile existieren auch mit Folsäure angereicherte Lebensmittel wie z.B. Getränke, Riegel oder Kochsalz.


Warnhinweise

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Das Vorliegen einer von Vitamin B12-Mangel verursachten Anämie muss vor der Verschreibung von Folsäure ausgeschlossen werden. Es besteht die Möglichkeit allergischer Reaktionen auf die Substanz.


Quellen

  • Ionescu-Ittu, R. et al: Prevalence of severe congenital heart disease after folic acid fortification of grain products: time trend analysis in Quebec, Canada, in: British Medical Journal (2009), Ausgabe 338, b1673.
  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013.
  • Weißenborn A. et al.: Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. J Consum Prot Food Saf (2018). Online publiziert am 04.01.2018, abgerufen am 03.04.2020
  • Biesalski, H. K. et al.: Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer und der DGE, 4. Auflage, Thieme Verlag, 2010.
  • Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
  • Europäische Commission: EU Register of nutrition and health claims made on foods, abgerufen am 03.04.2020
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Die Nährstoffel Bausteine für Ihre Gesundheit. 2. Auflage, 2009.
  • Pressemitteilung des Max Rubner-Instituts vom 12.03.2012, Dr. Iris Lehmann.
  • Hoffbrand, A. V. et al.: The history of folic acid, in: Br. J. Haematol. (2001), Ausgabe 113 (3), 579–89.
  • Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr: Folat, 1. Auflage, 3. korrigierter Nachdruck 2008.

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