Antimykotika sind Medikamente zur Behandlung von Pilzerkrankungen (Mykosen). Zu ihren Anwendungsgebieten zählen somit z. B. Hautpilze, Nagelpilze, Soor oder Vaginalpilze. In den meisten Fällen reicht eine lokale Behandlung mit Salben oder Cremes aus.
Ist der ganze Körper betroffen, müssen ggf. Tabletten eingenommen werden. Diese gehen mit mehr Risiken einher. Welche Arten von Pilzmedikamenten es gibt, was die Indikationen und möglichen Nebenwirkungen sind, erfahren Sie hier.
Table of Contents
Was sind Antimykotika?
Inhaltsverzeichnis
Ein Antimykotikum ist also ein Arzneimittel, das zur Behandlung von Pilzerkrankungen eingesetzt wird. Hierzu zählen beispielsweise Fußpilze, Nagelpilze oder Candidosen (z. B. Scheidenpilz oder Mundsoor).
Abzugrenzen sind Pilzmittel von Fungiziden. Diese können zwar auch gegen Pilze wirken, allerdings werden sie beispielsweise in der Langwirtschaft, nicht aber zur Behandlung von Menschen oder Tieren eingesetzt.
Dennoch gibt es sogenannte fungizide Antimykotika: diese Medikamente wirken, indem sie die Pilze abtöten. Andere Pilzmedikamente wirken hingegen fungistatisch, sie hemmen also das Wachstum der Pilze.
Einige der Medikamente sind dabei gegen viele verschiedene Mykosen wirksam (Breitbandantimykotika). Diese gehen meist jedoch mit mehr Nebenwirkungen einher. Spezifische Antimykotika, welche nur gegen bestimmte Pilze wirken, sind risikoärmer und besser verträglich.
Darüber hinaus kann auch zwischen lokalen (z. B. Salben, Cremes oder Shampoos) und systemischen (z. B. Tabletten oder Kapseln) Pilzmittel unterschieden werden, also solchen, die örtlich wirken und jenen, die ihre Wirkung im gesamten Körper entfalten. Bei einer systemischen Anwendung ist das Risiko für Nebenwirkungen größer als bei der topischen.
Bestimmte Antimykotika wirken außerdem nicht nur antimykotisch sondern auch antibakteriell also auch gegen Bakterien.
Anwendung (Indikation)
Was sind die Anwendungsgebiete von Pilzmitteln?
Die Anwendungsgebiete von Pilzmedikamenten variieren je nach Art des Antimykotikums.
Zu den Einsatzgebieten von Antimykotika zählen:
- Vaginale Pilzinfektion (auch Scheidenpilz oder vaginale Mykose)
Bei einem Vaginalpilz können bspw. lokale Imidazol-Antimykotika wie Clotrimazol oder Miconazol helfen. Auch eine orale Therapie mit Fluconazol sowie Itraconazol ist möglich. Dies sollte jedoch während einer Schwangerschaft vermieden werden. Darreichungsformen von Antipilzmitteln gegen eine vaginale Mykose sind z. B. Salben oder Zäpfchen. - Soor (Candidose der Schleimhäute und Haut)
Da lokale Azol-Antimykotika und Polyene hauptsächlich im Mund (und Verdauungstrakt) wirksam sind, gelten sie bei Mundsoor als Mittel der ersten Wahl. Miconazol kann dabei auch absorbiert werden, also systemisch wirken. Die Medikamente sind meist in Form von Lutschtabletten oder Mundgels erhältlich. - Nagelpilz (auch Nagelmykose oder Onychomykose)
Ist maximal 70 Prozent der Nagelfläche betroffen, können lokale Pilzmittel (z. B. Salben oder Nagellack) eingesetzt werden. Hilfreiche Wirkstoffe hierbei sind bspw. Bifonazol, Ciclopirox, Clotrimazol oder Amorolfin. Sind mehrere Nägel betroffen kann in seltenen Fällen auch eine systemische Behandlung mit oralen Antipilzmitteln wie z. B. Griseofulvin, Terbinafin, Itraconazol oder Fluconazol nötig sein. - Hautpilz (Dermatomykose)
Bei einem Hautpilz werden in der Regel lokale Antimykotika verschrieben. Hierbei sind zahlreiche Pilzmedikamente wirksam; wie etwa die Imidazole Clotrimazol, Miconazol oder Econazol. Bei einer schweren Hautinfektion kann auch eine orale Behandlung erfolgen, dies ist z. B. bei immungeschwächten Personen nötig. Bei einer Dermatophytose (Tinea) kommen topische Behandlungen mit Cremes, Lösungen oder Salben sowie orale Pilzmittel mit Griseofulvin oder Terbinafin zum Einsatz.
Weitere Anwendungsgebiete sind z. B. Pilzinfektionen der Ohren oder Augen sowie systemische Mykosen (den gesamten Körper betreffend).
Einnahme & Dosierung
Wie werden Antipilzmedikamente verwendet?
Antimykotika können lokal oder systemisch angewandt werden. In den meisten Fällen werden Pilzinfektionen mit topischen Mitteln behandelt, also beispielsweise mit Cremes, Salben, Gels oder Sprays.
Scheidenpilze lassen sich darüber hinaus auch mittels Zäpchen oder Tabletten, welche vaginal eingeführt werden, behandeln.
Bei schwereren Infektionen bzw. solchen, die sich im Körper verbreiten haben, kann eine systemische Behandlung nötig sein. Hierbei stehen in erster Linie orale Pilzmittel zur Verfügung, also beispielsweise Tabletten, Kapseln oder Sirupe.
Ist die Pilzinfektion sehr schwer, kann auch eine intravenöse Behandlung mittels Spritze notwendig sein. Hierbei gelangt der Wirkstoff direkt in den Blutkreislauf und kann seine Wirkung unmittelbar entfalten.
Darreichungsformen von Antimykotika sind z. B.:
- Lokal: Cremes, Salben, Gels, Sprays, Shampoo
- Oral: Tabletten, Kapseln, Sirupe, Lösungen
- Intravenös mittels Spritze, Infusion
- Vaginalzäpfchen
Einteilung & Arten
Welche Antimykotika gibt es?
Die Einteilung der Pilzmittel erfolgt in erster Linie abhängig von ihrer chemischen Struktur und ihrem Wirkspektrum. Wichtig sind hierbei vor allem folgende vier Antimykotika-Gruppen:
- Azol-Antimykotika
- Imidazole
- Triazole
- Polyen-Antimykotika
- Echinocandine
- Weitere Pilzmittel
Darüber hinaus ist auch eine Unterscheidung je nach Art der Anwendung möglich. Es gibt lokale (z. B. Salben) und systemische (z. B. Tabletten) Antimykotika. Einige Pilz-Medikamente lassen sich dabei sowohl topisch als auch systemisch anwenden.
Lokale Antimykotika:
- Imidazole (Azol-Antimykotika)
- Bifonazol
- Clotrimazol
- Ketoconazol
- Polyen-Antimykotika
- Amphotericin B
- Nystatin
- Weitere Antimykotika
- Ciclopirox
- Terbinafin
Systemische Antimykotika:
- Imidazole (Azol-Antimykotika)
- Ketoconazol (oral)
- Triazole (Azol-Antimykotika)
- Fluconazol (intravenös oder oral)
- Voriconazol (intravenös oder oral)
- Itraconazol (oral)
- Posaconazol (oral)
- Polyen-Antimykotika
- Amphotericin B (intravenös)
- Echinocandine
- Caspofungin (intravenös)
- Anidulafungin (intravenös)
- Micafungin (intravenös)
- Weitere Antimykotika
- Terbinafin (oral)
- Griseofulvin (oral)
- Flucytosin (intravenös)
Medikamente – Liste
Handelsnamen & Präparate – Welche Medikamente zählen zu den Antimykotika?
Antipilzmedikamente sind beispielsweise unter folgenden Handelsnamen in Apotheken erhältlich:
- Canesten®
- Gyno-Canesten®
- Pevaryl®
- Diflucan®
- Sporanox®
- Nizoral®
- Terzolin®
- Daktarin®
- Vfend®
- Lamisil®
- Ampho-Moronal®
- Fungizone®
- Mycostatin®
- Loceryl®
- Dafnegil®
- Ecalta®
- Cancidas®
- Mycamine®
- Undex®
- Ancotil®
- Undex®
Risiken & Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen haben Pilzmittel?
Wie alle Arzneimittel so können auch Antimykotika zu Nebenwirkungen führen. Typische, jedoch seltene, Nebenwirkungen von Pilzmedikamenten sind z. B. Leberschädigungen oder Veränderungen des Östrogenspiegels. Darüber hinaus können viele Pilz-Medikamente zu allergischen Reaktionen ( in seltenen Fällen bis hin zur Anaphylaxie also einem allergischen Schock) führen.
Die jeweiligen möglichen Nebenwirkungen unterscheiden sich dabei je nach Art des Wirkstoffs und der Anwendung. Systemische Pilzmittel gelangen durch den Blutkreislauf in den gesamten Körper und können daher ernstere Nebenwirkungen hervorrufen. Bei lokalen Antimykotika sind die unerwünschten Auswirkungen meist örtlich begrenzt.
In den meisten Fällen sind die möglichen Nebenwirkungen von Pilzmitteln jedoch mild und vergehen wieder schnell. Hierzu zählen:
- Juckreiz
- Hautrötungen
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Hautausschläge
Gelegentlich kann es auch zu schwerwiegenderen Nebenwirkungen kommen, wie:
- Allergische Reaktionen wie Schwellungen des Gesichts, Halses oder der Zunge. Dies kann ggf. zu gefährlichen Atemschwierigkeiten führen
- Schwere Hautreaktionen (z. B. Blasenbildung oder ein Abschälen der Haut)
- Leberschädigungen (sehr selten) – mögliche Symptome hierbei sind z. B. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gelbsucht, Müdigkeit, Schwäche, dunkelgefärbter Urin oder blasser Kot
Wechselwirkungen (Interaktionen)
Wechselwirkungen von Antimykotika und anderen Medikamenten
Werden Pilzmittel zusammen mit anderen Wirkstoffen verabreicht, können diese miteinander interagieren und zu Wechselwirkungen führen. Die möglichen Interaktionen variieren dabei je nach Art des Medikaments:
Azol-Antimykotika
Azol-Antimykotika sind mittelstarke bis starke CYP450-Inhibitoren, sie können also bestimme CYP-Enzyme hemmen, welche beim der Verstoffwechselung zahlreicher Medikamente eine wichtige Rolle spielen. Hierzu zählen zum Beispiel:
- Benzodiazepine
- Calciumkanalblocker
- Gerinnungshemmer
- hiv-Protease-Inhibitoren
- Immunsuppressiva
- Makrolidantibiotika
- Statine
Echinocandine
Echinocandine haben ein geringes Interaktionspotential, es kommt also nur bei wenigeren Medikamenten zu Wechselwirkungen. Der Wirkstoff Caspofungin ist hierbei am besten untersucht. Es kann mit Hemmern von bestimmten Stoffwechsel-Enzymen interagieren, wodurch die Konzentration des Antipilzmedikaments verringert wird. In diesem Fall muss die Dosierung von Caspofungin entsprechend erhöht werden.
Die Konzentration des Antimykotikums kann durch folgende Arzneimittel verringert werden:
- Carbamazepin
- Dexamethason
- Efavirenz
- Nevirapin
- Phenytoin
- Rifampicin
Eine ausführliche Liste aller möglichen Wechselwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage des jeweiligen Medikaments.
Kontraindikation (Gegenanzeigen)
Wann dürfen Pilzmittel nicht eingenommen werden?
In bestimmten Fällen dürfen Antimykotika nicht oder nur unter großer Vorsicht verabreicht werden.
Zu den Kontraindikationen (Gegenanzeigen) von Antimykotika zählen:
Viele Pilzmittel sind während der Schwangerschaft und/oder Stillzeit kontraindiziert und dürfen daher nicht oder nur nach einer strengen Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden. Hierzu zählen:
- Amphotericin B
- Nystatin
- Caspofungin
- Anidulafungin
- Micafungin
- Ciclopirox
- Terbinafin
- Griseofulvin
- Flucytosin
- Ketoconazol (oral)
- Bifonazol
- Voriconazol
- Itraconazol
- Posaconazol
Leberfunktionsstörung oder Nierenfunktionsstörung
Antimykotika dürfen in vielen Fällen auch nicht oder nur unter großer Vorsicht bei Patienten mit (schweren) Nieren– oder Leberfunktionsstörungen verabreicht werden. Hierzu gehören:
- Fluconazol
- Voriconazol
- Itraconazol
- Posaconazol
- Amphotericin B
Folgende Antipilzmedikamente sind bei Lebererkrankungen kontraindiziert:
- Caspofungin
- Anidulafungin
- Micafungin
- Terbinafin
- Griseofulvin
Detaillierte Informationen zu den Gegenanzeigen der jeweiligen Antimykotika finden Sie in der Packungsbeilage des Medikaments.
FAQ – Häufige Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Antimykotika.
Rezeptfrei Pilzmedikamente?
Welche Antipilzmedikamente sind rezeptfrei erhältlich?
Die meisten lokalen Antimykotika (z. B. Salben, Cremes, Nagellack) sind ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Systemische Pilzmittel (z. B. Tabletten oder Infusionen) sind hingegen in der Regel nur mit einem Rezept erhältlich.
Natürliche Antipilzmittel?
Gibt es pflanzliche Mittel gegen Pilzinfektionen?
Es kursieren zahlreiche Informationen zu Pflanzen, welche angeblich gegen Pilzinfektionen helfen. In den meisten Fällen fehlen jedoch wissenschaftliche Belege oder die Wirkung der Naturprodukte ist zu schwach, um therapeutisch eingesetzt werden zu können. Letzteres gilt beispielsweise für Knoblauch oder Ingwer.
Ein natürliches Pilzmittel, das tatsächlich wirksam ist, ist jedoch Lavendelöl. Das konzentrierte Öl kann wissenschaftlichen Studien zufolge bereits in sehr geringen Dosierungen Hautpilze abtöten. Das pflanzliche Mittel kann Hefen und Fadenpilze abtöten, welche zu hartnäckigen Hautinfektionen oder Nagelpilzen führen können, wie das Fachmagazin „Journal of Medical Microbiology“ berichtete.
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