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Carbamazepin

by Danaae

Der Wirkstoff Carbamazepin gehört der Gruppe der Antiepileptika an und wird insbesondere zu der Behandlung von Epilepsien, Neuralgiene sowie zu der Behandlung von bipolaren Störungen und unterstützend während eines Alkoholentzuges eingesetzt.

Die Hauptwirkung von Carbamazepin liegt in der Hemmung von Natriumkanälen, welche sich an den Nervenzellen befinden.

CarbamazepinWas ist Carbamazepin?

Carbamazepin ist ein Wirkstoff, welcher mit zu den wichtigsten Arzneimitteln bei Epilepsien beziehungsweise Krampfleiden verabreicht wird.

Da der Wirkstoff sowie seine Wirkung bereits seit vielen Jahren bekannt sind, wird er mit am häufigsten bei der Behandlung von Neuralgien und Epilepsie sowie bipolaren Störungen eingesetzt.

Da es bei der Einnahme von Carbamazepin vermehrt zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen kann, ist die Betreuung durch den behandelnden Arzt während der Einnahme unabdinglich.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

Der Wirkstoff Carbamazepin wird zur Behandlung von epileptischen Anfällen und bipolaren Störungen sowie nicht-epileptischen Anfällen eingesetzt.

  • vorbeugend während eines Alkoholentzuges
  • zur Behandlung verschiedener Epilepsieformen
  • um manisch-depressiven Phasen vorzubeugen (z.B. Psychosen, Depressionen)
  • zur Behandlung von nicht-epileptischen Anfällen bei multipler Sklerose (z.B. Anfälle mit Sprachstörungen, Anfälle mit Versteifung der Muskulatur, Koordinationsstörungen)
  • nervenbedingte Schmerzen (Spektrum: leicht bis mäßig, stark bis sehr stark) bei diabetischer Neuropathie, Trigeminusneuralgie oder Glossopharyngeus-Neuralgie

Allgemeines

Allgemeines
NameCarbamazepin
Andere Namen
  • 5H-Dibenz[b,f]azepin-5-carbamid (IUPAC)
  • 5H-Dibenzo[b,f]azepin-5-carboxamid (Arzneibuch)
  • Carbamazepinum (Latein)
SummenformelC15H12N2O
Kurzbeschreibungweißes bis fast weißes, kristallines und polymorphes Pulver

Wirkungsweise

So wirkt Carbamazepin

Bestimmte Botenstoffe, die sogenannten Neurotransmitter, aktiveren beziehungsweise hemmen das menschliche Nervensystem. Diese Botenstoffe werden vom menschlichen Körper üblicherweise automatisch ausgeschüttet entsprechend der äußeren Umstände.

Sie gewährleisten somit stets eine angemessene Reaktion des menschlichen Körpers auf verschiedene Geschehnisse. Hierzu können Stress sowie Ruhe oder Verletzungen zählen.

Sofern jedoch eine Erkrankung oder Schädigung des Nervensystems vorliegt, wird dieses Verhältnis gestört und aus dem Gleichgewicht gebracht.

Eine Verstärkung der Erregung beziehungsweise eine Verminderung der Hemmung kann, durch Verletzungen sowie Schädigungen oder eine genetische Veranlagung verursacht werden. Die Folgen sind hierbei epileptische Krampfanfälle, die dem übererregbaren Nervensystems des Gehirns zu Grunde liegen.

Da Carbamazepin ein Antiepileptikum ist, senkt es die Übererregbarkeit des Nervensystems. Es blockiert bestimmte Ionenkanäle und vermindert das Risiko eines epileptischen Krampfanfalles.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Carbamazepin

Die Aufnahme von Carbamazepin erfolgt vergleichsweise langsam. Der Wirkstoff wird aus dem Darm heraus vollständig in das Blut aufgenommen, sodass eine Wirkung nach etwas 4 bis 16 Stunden eintritt.

Der Abbau des Wirkstoffes Carbamazepin erfolgt anschließend über die Leber. Ausgeschieden wird der Wirkstoff über die Niere sowie den Darm.


Anwendungsgebiete

Wann wird Carbamazepin eingesetzt?

Der Wirkstoff Carbamazepin wird bevorzugt bei epileptischen sowie nicht-epileptischen Krampfanfällen eingesetzt. Zu den nicht-epileptischen Krampfanfällen zählen beispielsweise die bei einer multiplen Sklerose oder die während eines Alkoholentzuges.

Des Weiteren kann das Medikament bei Nervenschmerzen wie die bei einer Trigeminusneuralgie sowie die bei einer diabetischen Neuropathie eingesetzt werden.

Zur Vorbeugung einer bipolaren Störung während manischer Phasen kann der Wirkstoff Carbamazepin ebenfalls eingesetzt werden. Insbesondere dann, wenn eine Lithium-Therapie nicht möglich ist oder nicht die gewünschten Erfolge aufweist.


Richtige Anwendung

So wird Carbamazepin angewendet

Der Wirkstoff Carbamazepin ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. So kann er zum einen in Form von Tabletten oder Säften sowie Tabletten mit einer verzögerten Wirkstofffreisetzung, den sogenannten Retard-Kapseln, verabreicht werden.

Bevorzugt wird das Präparat mit viel Flüssigkeit vor oder nach einer Mahlzeit eingenommen. Die Dosierung des Medikamentes Carbamazepin ist abhängig von der schwere der Erkrankung und wird individuell für jeden Patienten angepasst.

Die standardmäßige Dosis liegt zu Beginn bei 200 Milligramm pro Tag und kann, bei Bedarf, langsam gesteigert werden. Hierbei liegt jedoch die Höchstdosis bei 1200 Milligramm täglich.

Zu Beginn der Behandlung sollten die Behandlungserfolge stets von dem behandelnden Arzt kontrolliert und beobachtet werden, damit schnell die passende Dosis gefunden werden kann.

Eine geminderte Dosierung erhalten Patienten mit Nieren– sowie Leberfunktionsstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Kinder und Jugendliche.

Vor der Behandlung mit Carbamazepin wird empfohlen ein Gentest durchzuführen, da gewisse Nebenwirkungen häufiger auftreten, falls bestimmte genetische Veränderungen vorliegen. Liegen jedoch keine genetischen Veränderungen vor, kann das Risiko für bestimmte Nebenwirkungen geringer ausfallen.


Medikamente

Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Carbamazepin?

Medikamente, die den Wirkstoff Carbamazepin enthalten, sind heute in einer Vielzahl an Präparaten enthalten. Die folgende Auflistung zeigt einen kleinen Überblick.

  • 1 A Pharma GmbH: Carbamazepin 200 – 1A-Pharma, Tabletten
  • Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG: Carbamazepin 300 retard Heumann
  • Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG: Carbamazepin 400 retard Heumann
  • Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG: Carbamazepin 600 retard Heumann
  • Aristo Pharma GmbH: Carbamazepin Aristo 200 mg Retardtabletten
  • Aristo-Pharma GmbH: Carbamazepin Aristo 200 mg Tabletten
  • Aristo Pharma GmbH: Carbamazepin Aristo 300 mg Retardtabletten
  • Hexal AG: Carbamazepin HEXAL 200 mg, Tabletten
  • Hexal AG: Carbamazepin HEXAL 400 mg, Tabletten
  • Ratiopharm GmbH: Carbamazepin-ratiopharm 200 mg Retardtabletten

Handelsnamen

Monopräparate

  • Carbaflux (D)
  • Carbagamma (D)
  • Carsol (CH)
  • Deleptin (A)
  • Finlepsin (D)
  • Neurotop (A, CH)
  • Tegretal (D)
  • Tegretol (A, CH)
  • Timonil (D, CH)
  •  Generika (D, A)

Indikationen

Medikamente mit dem Wirkstoff Carbamazepin werden aufgrund der antiepileptischen Eigenschaften unter anderem bei folgenden Erkrankungen verschrieben.

  • Epilepsie
  • Akute Manie
  • Bipolare affektive Störung
  • Neuropathischer Schmerz
  • Neuralgien
  • Entzugserscheinungen (z.B. bei Alkoholentzug)

Gegenanzeigen

Wann darf Carbamazepin nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff Carbamazepin darf nicht verabreicht werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder gegen trizyklische Antidepressiva besteht.

Des Weiteren darf das Medikament nicht eingenommen werden, wenn eine Knochenmarksschädigung oder eine Knochenmarkdepression vorliegen oder vorlagen.

Bei einem Atrioventrikulärem Block sowie einer akuten intermittierenden Porphyrie darf Carbamazepin ebenfalls nicht verabreicht werden.

Von einer gleichzeitigen Behandlung mit Monoaminoxidase-Hemmstoffen sowie Voriconazol sollte ebenfalls abgesehen werden, denn im letzteren Fall kann eine gleichzeitige Einnahme zum Therapieversagen führen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Einnahme von Carbamazepin während der Schwangerschaft sollte nach einer strengen Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Der Wirkstoff kann Fehlbildungen wie beispielsweise eine Spaltung der Wirbelsäule bei dem ungeborenen Kind verursachen.

Insbesondere die gleichzeitige Einnahme von weiteren Antikonvulsiva kann das Risiko für Fehlbildungen erhöhen. Da während der Schwangerschaft zudem ein Mangel an Folsäure entstehen kann, sollte dieser ergänzt werden, sofern Carbamazepin eingenommen wird.

Während der Stillzeit sind die Risiken für das neugeborene Kind relativ gering, jedoch sollte der Säugling regelmäßig ärztlich beobachtet werden. Im Falle einer verringerten Gewichtszunahme sowie allergischen Hautreaktionen sollte jedoch sofort abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Prinzipiell gilt, dass Kinder unter sechs Jahren den Wirkstoff Carbamazepin nicht einnehmen dürfen. Sollten sie es jedoch einnehmen müssen, sollte dies ausschließlich nach einer ausgiebigen Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.


Risiken & Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen hat Carbamazepin?

Während der Einnahme des Wirkstoffes Carbamazepin können verschiedene Nebenwirkungen auslösen. Die Schwere sowie Häufigkeit der Nebenwirkungen ist hierbei abhängig von der Dosierung des Medikamentes.

Des Weiteren können die Nebenwirkungen bei Patienten mit Vorerkrankungen anders ausfallen, als die bei Patienten ohne nennenswerte Vorerkrankungen. Zudem sollte beachtet werden, ob die Einnahme von Carbamazepin gleichzeitig mit der Einnahme eines anderen Medikamentes erfolgt.

Sehr häufige Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen

Gelegentliche Nebenwirkungen

  • Diarrhö, Obstipation, Nierenfunktionsstörungen
  • Unruhe sowie Verwirrtheitszustände insbesondere bei älteren Patienten
  • Überempfindlichkeitsreaktionen mehrerer Organsysteme in Kombination mit Hautausschlägen, Fieber, Gelenkschmerzen sowie einer Vergrößerung der Leber sowie Milz und Lymphknotenschwellung
  • Unkontrollierte Bewegung (z.B. Asterixis, Tremor)
  • Anstieg der Transaminasen
  • Hypertonie, Hypotonie, Erregungsleitungsstörungen
  • Exfoliative Dermatitis

Seltene Nebenwirkungen

Sehr seltene Nebenwirkungen

  • Veränderungen der Schilddrüsenfunktionsparameter
  • Erhöhte Cholesterinspiegel
  • Geschmacksstörungen
  • Akute allergische Reaktionen, anaphylaktische Reaktionen
  • Stimmungsveränderungen, Antriebslosigkeit
  • Linsentrübung, erhöhter Augeninnendruck
  • Hörstörungen (z.B. Tinnitus oder Hyper- sowie Hypoakusis)
  • Sexuelle Dysfunktion, erektile Dysfunktion, Minderung der Libido
  • Akne, vermehrtes Schwitzen
  • Abnahme der Knochendichte

Nebenwirkungen mit einer unbekannten Häufigkeit

  • Gedächtnisstörungen
  • Knochenmarksinsuffizienz
  • Kolitis
  • Allergische Reaktionen in Kombination mit anderen Antiepileptika
  • Verschlechterung der Symptome bei einer bestehenden Multiplen Sklerose

Wechselwirkungen

Welche Wechselwirkungen zeigt Carbamazepin?

Bei dem Wirkstoff Carbamazepin handelt es sich um einen Wirkstoff, welcher eine hohe Anfälligkeit für Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln aufweist.

So kann er beispielsweise die Wirkung von anderen Antiepileptika, Antibiotika oder Benzodiazepine, welche bei Schlafstörungen verabreicht werden, vermindern.

Des Weiteren können Wechselwirkungen mit Indinavir, welches gegen hiv-Infektionen verabreicht wird, und gewissen blutverdünnenden Präparaten auftreten.

Die Wirkung von Theophyllin bei Asthma und Digoxin bei Störungen der Herzfunktionen kann ebenfalls durch die Einnahme von Carbamazepin vermindert werden. In diese Liste reihen sich ebenfalls Schilddrüsenhormone wie L-Thyroxin ein.

Wechselwirkungen treten ebenfalls bei Medikamenten wie Doxorubicin sowie Cisplatin, welches bei Krebserkrankungen verschrieben wird, auf, jedoch vermindern diese Wirkstoffe die Wirkung von Carbamazepin.

Gewisse Antibiotika wie Erythromycin und Clarithromycin können bei gleichzeitiger Einnahme mit Carbamazepin, die Wirkung sowie Nebenwirkungen von Carbamazepin verstärken.

Dies kann ebenfalls bei Isoniazid, welches bei Tuberkulose verwendet wird, und bei Cimetidin, welches bei Sodbrennen eingenommen wird, der Fall sein.

So können ebenfalls die Wirkstoffe Verapamil und Diltiazem, welches bei Herzrhythmusstörungen verwendet wird, die Wirkungen sowie Nebenwirkungen von Carbamazepin verstärken.


Wichtige Hinweise

Was ist bei der Einnahme von Carbamazepin zu beachten?

Da während der Einnahme des Wirkstoffes Carbamazepin unter anderem Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Benommenheit und Schwindel auftreten können, wird davon abgeraten schwere Maschinen zu bedienen sowie ein Auto zu führen und am Straßenverkehr teilzunehmen.

Das Reaktionsvermögen kann bei der Einnahme von Carbamazepin stark eingeschränkt sein, welches durch den gleichzeitigen Konsum von Alkohol noch verstärkt wird.

Des Weiteren darf das Medikament bei vorliegenden Blutbildungsstörungen sowie einem gestörten NatriumStoffwechsel oder Störungen der Leber-, Nieren– oder Herzfunktionen ausschließlich nach einer strengen Nutzen-Risiko-Abwägung eingenommen werden.


Abgabevorschriften

So erhalten Sie Medikamente mit Carbamazepin

Da der Wirkstoff Carbamazepin zu der Gruppe der stark wirksamen Wirkstoffe gehört, ist er ausschließlich in der Apotheke auf Rezept erhältlich. Zudem muss der behandelnde Arzt die Wirkung sowie die Nebenwirkungen in regelmäßigen Abständen kontrollieren.


Geschichte

Seit wann ist Carbamazepin bekannt?

Der Wirkstoff Carbamazepin ist bereits seit vielen Jahren bekannt und wurde im Laufe der Jahre chemisch optimiert.

Durch die chemische Optimierung entstand der Wirkstoff Oxcarbazepin, welcher vergleichsweise weniger Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen aufweisen soll als der bisher bekannte Wirkstoff Carbamazepin.

Da es jedoch bis heute noch keine näheren Informationen zu dem neuen Wirkstoff gibt, wird Carbamazepin weiterhin mit am häufigsten verabreicht.


Warnhinweise

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Die Einnahme von Carbamazepin kann sowohl Unverträglichkeitsreaktionen als auch grippeähnliche Beschwerden verursachen. Die Folgen können Hautausschläge sowie Fieber und Lymphknotenerkrankungen sein.

Des Weiteren sollten das Blutbild, die Leber- sowie Nierenfunktionen und die Gerinnungswerte regelmäßig durch einen Arzt beobachtet und kontrolliert werden.

Zudem kann die Einnahme von Carbamazepin eine Lichtempfindlichkeit auslösen, weswegen auf eine starke Sonneneinstrahlung während der Therapie verzichtet werden sollte.

Eine vorzeitige sowie abrupte Absetzung des Wirkstoffes sollte ebenfalls nicht erfolgen. Die Dosis sollte stufenweise unter Beobachtung des behandelnden Arztes gemindert und ausgeschlichen werden.

Des Weiteren sollte bei der Einnahme von Carbamazepin beachtet werden, dass das Reaktionsvermögen stark eingeschränkt sein kann. Tritt dies ein, sollte das Führen eines Autos sowie das Bedienen von schweren Maschinen sofort eingestellt werden.

Durch die gleichzeitige Einnahme des Wirkstoffes sowie den Konsum von Alkohol kann diese Einschränkung zusätzlich verstärkt werden.


Quellen

  • Herdegen, T.: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Mutschler, E.: Arzneimittelwirkungen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 10. Auflage, 2013
  • Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin: www.embryotox.de (Abruf: 30.03.2014)

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